Warum ein Depot dich frei macht!

Heute soll es mal wieder um das Thema Mindset und die konkreten Auswirkungen eines prall gefüllten Wertpapierdepots auf dein Leben gehen. Es ist schon etwas länger her, als ich dafür plädiert habe, den Vermögensaufbau und die Pflege des eigenen Depots möglichst „spielerisch“ zu betrachten und nicht als bierernste und gar unangenehme Angelegenheit.

Leider betrachten die meisten Deutschen noch immer die Finanzen in einem sehr negativen Licht. Vor einigen Jahren verglich ich das Depot mit einem „Pokémon“, welches man gezielt züchten, aufpäppeln und trainieren kann.

Exkurs: Ein Pokemon ist ein japanisches Fantasietier, welches durch den „Trainer“ eingefangen und immer stärker gemacht werden kann. Irgendwann kann man es dann in den Kampf gegen andere Pokémons schicken.

Inhaltsverzeichnis

Das Depot trainieren

In meinen Augen sollte man auch sein Wertpapierdepot entsprechend spielerisch betrachten. In ihm „arbeiten“ immerhin die Früchte deiner Erwerbstätigkeit, deines beruflichen Wirkens und nicht zuletzt deiner Lebenszeit (siehe: Die Bedeutung von Geld). Dass man sorgfältig mit seiner eigenen Lebenszeit umgeht, dürfte klar und selbstverständlich sein. Es gibt nur ein Leben. Nicht umsonst liest man heutzutage vermehrt von Achtsamkeit, Purpose, Work-Life-Balance, „YOLO“ und „Carpe Diem“.

So sollte man es in meinen Augen auch mit seinem Wertpapierdepot halten: Ein gut gefülltes Portfolio mit guten Aktien und/oder ETFs können dir im Leben enorme Benefits bringen. Und das entgegen der gängigen Meinung nicht erst im Alter! Bereits ab dem ersten Euro profitierst du davon (zugegeben aber nicht der Rede wert).

Auf einige Benefits möchte ich nachfolgend eingehen:

1. Du kannst die finanzielle Freiheit erreichen

Finanzielle Freiheit als Begriff ist ausgelutscht, ich weiß. Dennoch betone ich es auch an dieser Stelle sehr gerne noch einmal: Wenn du stur einen ETF-Sparplan mit den richtigen ETFs (global diversifiziert) langfristig, passiv und konsequent besparst, dann ist es nahezu ausgeschlossen, dass du damit Verluste machst. Im Gegenteil: Es ist auch nahezu ausgeschlossen, dass du damit nicht wohlhabend wirst.

Es ist wie ein Schneeball, der sich im Laufe der Zeit zu einer Lawine entwickelt. Am Anfang kaufst du dir einen ETF oder eine Aktie für 1000 Euro. Diese hat dann von mir aus 4% Dividende, die eventuell auch noch regelmäßig steigt. Zudem wächst der Wert des Anteils über die Jahre (Inflation, steigende Unternehmensgewinne etc.).

Ab der ersten Sekunde nach Kauf bekommst du dann rechnerisch 3,33 Euro (40 Euro im Jahr / 12 = 3,33 Euro im Monat) pro Monat Dividende. Theoretisch ein Leben lang! Das reicht schonmal für einen Starbucks-Kaffee oder 2 Cheese Burger bei Mc Donalds.

Wenn du nun aber mal ein paar Nullen dranhängst, die jährlich steigenden (!) Dividenden regelmäßig reinvestierst für den Zinseszinseffekt, die Sparraten konsequent beibehältst oder gar erhöhst, dann kannst du dir selbst ausrechnen, wie hoch du die ganze Sache skalieren kannst.

2. Urlaub aus der Porto-Kasse

Dies geht dann irgendwann so weit, dass du dich über jährliche Renditen im vierstelligen Bereich freuen kannst. Dein „Pokémon“ ermöglicht dir und deiner Familie schon recht schnell dann auch den ersten Urlaub. Wohlgemerkt: Im Hier und Jetzt! Nicht erst zu einem nebulösen Zeitpunkt im Alter, kurz vor dem Einchecken auf dem Friedhof.

Sagen wir du benötigst 3000 Euro für deinen Jahresurlaub, dann reicht es schon aus, wenn du dein obiges Depot auf „nur“ 100.000 Euro fütterst. Nach obiger Rechnung erhältst du daraus dann knapp 4000 Euro Ausschüttungen / Dividende im Jahr. Da geht noch Abgeltungssteuer ab, dann landest du knapp auf eben diesen 3000 Euro.

Die richtig Cleveren reinvestieren die 4000 Euro natürlich direkt wieder, wenn du sie aber als Urlaub im „Hier und Jetzt“ verwenden möchtest, spricht hier ebenfalls rein gar nichts dagegen.

Du erhältst somit einen Urlaub, direkt aus den Ersparnissen und nicht aus deinen laufenden Einnahmen aus deiner beruflichen Tätigkeit.

Keine Anlageempfehlung: Hierfür geeignete ETFs sind beispielsweise der Vanguard FTSE All-World (ausschüttend) oder der Fidelity Global Quality Income ETF (dividendenorientiert; Performance ~ MSCI World). Beide schenken sich nicht viel, was der detaillierte Vergleich zeigt.

3. Ein pralles Wertpapier-Depot beruhigt ungemein bei einer Trennung / Scheidung

Viele zwischen 30 und 50 sind vielleicht Familienväter bzw. –mütter. Nun ist es heutzutage leider so, dass das mit der Ehe und den Beziehungen irgendwie nicht mehr so hinhaut, wie man es sich wünschen mag. Da geht sie mit einem Arbeitskollegen fremd oder er gönnt sich auf Dienstreise so manches Stelldichein mit einer Arbeitskollegin. Oder man verliert sich als Paar aus den Augen und lebt sich auseinander. Scheidungskrieg und Schlammschlacht als Folge.

Sind in solch einer gefährdeten oder gar beendeten Beziehung auch noch Kinder im Spiel, kann das sehr schnell sehr toxisch werden für alle Beteiligten.

Leider habe ich auch von Arbeitskollegen haarsträubende Geschichten mitbekommen, die teils an die persönliche Existenz gehen:

Tragisches Beispiel aus dem „echten“ Leben

Reales Beispiel, welches ich aus dem direkten Bekanntenkreis mitbekommen habe in Kurzform:

Sie geht fremd, beendet die Ehe und möchte das Sorgerecht für die Kinder und das gemeinsame Haus. Er verdiente in der gemeinsamen Beziehung stets mehr, hat keinen Ehevertrag geschlossen und darf nun ohne Ende bluten: Er zahlt Ehegattenunterhalt, Unterhalt für die gemeinsamen Kinder, verliert sein Dach über dem Kopf (Zugewinngemeinschaft) und muss auch noch einen Teil seiner Altersvorsorge abtreten (Versorgungsausgleich).

Sie wiederum hat einen „Neuen“, den sie aber nicht heiratet, damit sie weiterhin nachehelichen Unterhalt vom Ex-Mann bekommt. Das neue Paar genießt das Leben, geht in Urlaub und lacht über den „Versorger-Depp“. Parallel werden noch die Kinder gegen den leiblichen Vater aufgestachelt. Diesem bleibt nur ein geringer Selbstbehalt zum Leben. Er muss weiterhin schuften und darf zahlen.

Dass der verlassene Mann dem gemeinsamen Haus auch seine Lebenszeit untergeordnet hat (sein Gehalt ging größtenteils in die Abzahlung der Immobilie), familiäre Einschnitte in Kauf genommen hat (weniger Zeit für seine Kinder), tendenziell einer höheren Gesundheitsgefahr (psychisch und physisch) ausgesetzt war, interessiert hier leider auch den Gesetzgeber herzlich wenig.

Ehevertrag bzw. Scheidungsfolgenvereinbarung wichtig!

Zugegeben, das eigene Depot leidet in diesem Beispielsfall vermutlich ebenfalls. Zumindest der Wertzuwachs ab Ehebeginn wie wir in diesem Artikel gelernt haben. Er muss auch hiervon seiner Ex-Frau ordentlich was abgeben.

Wenn aber dieser nun geschiedene Mann damals sein Depot vertraglich aus dem Zugewinn herausgenommen hätte (vertraglich beim Notar), dann blieben ihm sämtliche Erträge daraus und die Wertsteigerungen erhalten. Er müsste nichts verkaufen, um sie auszuzahlen. Seine gesamte Situation wäre eine andere.

Dieser Mann könnte sich dann eine Mietwohnung nehmen, weiterhin arbeiten und seine Unterhaltsverpflichtungen leisten und hätte zusätzlich noch seine Erträge aus dem Depot, die seine Situation je nach Depotgröße merklich abfedern dürfte. Vielleicht zahlt das Depot ihm sogar seine neue Miete.

Ich lerne daraus Folgendes:

Für Vieles im Leben gibt es nunmal keine Garantie. Jede Lebensentscheidung beinhaltet ein gewisses Risiko. Eben auch Kinder zu bekommen oder eine Ehe einzugehen.

Die Folgen im Worst Case lassen sich aber deutlich abmindern. Wenn man es geschickt anstellt, dann bleibt dein ETF- / Aktien-Depot ein wirklich verlässlicher und treuer Partner, der dich durch alle Höhen und Tiefen deines Lebens begleitet, komme was wolle.

Ein ungemein beruhigender Ansatz wie ich finde, gerade in einer Welt voller Unsicherheiten.

4. Du wirst generell entspannter / lockerer

Das ist ein sehr wichtiger Punkt, den auch Gerald Hörhan gerne und oft anspricht: Wer arm ist, wird zwangsläufig zum Sklaven des Geldes. Er muss Angebote wälzen, Entbehrungen und ggf. Abstriche im Sozialleben und Hobbies in Kauf nehmen. Auch fehlt das nötige Kleingeld für eine gesunde Ernährung in vielen Fällen, wie kürzlich im Zusammenhang mit der steigenden Inflation berechnet wurde.

Wenn du finanziell aber deine Schäfchen im Trockenen hast, öffnet sich deine Wahrnehmung und wird breiter. Du wirst entspannter und setzt deinen Fokus anders. Geld wird paradoxerweise zunehmend unwichtiger, obwohl du immer mehr davon hast. Von solchen Effekten berichten auch Frugalisten oder Minimalisten, wenn sie bereits ein dickes Depot haben. Manche nennen es „Fuck-You-Money„.

Wer jeden Tag um das wirtschaftliche und soziale Überleben kämpft, hat wohl seltener Humor bzw. nimmt das Leben vermutlich auch oft sehr ernst. Man muss in so einer Situation geradezu das Leben sehr ernst nehmen.

Anders wenn du die Sicherheit eines prall gefüllten Depots in Kombination mit passiven Einkommensströmen hast. Dann öffnest du deinen Horizont für Hobbies, Familie und Interessen.

Ein gutes Depot sorgt also meiner Meinung nach auch für mehr Lebensglück und Zufriedenheit.

5. Du holst dir deine Lebenszeit zurück

Über diesen Effekt habe ich auch schon mehrfach geschrieben: Heutzutage verdienen wir unser Geld meistens durch den Tausch von Lebenszeit gegen Geld. Die Lebenszeit ist aber unwiderruflich verloren. Ein Manager mit 85-Stunden-Woche wird dies auch früher oder später schmerzlich feststellen.

Wenn dein Depot aber ein Zusatzeinkommen abwirft, bist du in der glücklichen Situation, deine Arbeitszeit zu verkürzen, zu halbieren oder sogar als Privatier in Rente mit 40 zu gehen. Zugegeben, das erfordert schon einiges, aber rein theoretisch machbar ist es durchaus.

Durch die Verkürzung deiner Arbeitszeit holst du dir also einen Teil der Zeit zurück, die ansonsten anderseits unwiederbringlich „verloren“ wäre.

Natürlich sieht nicht Jeder seine Arbeitszeit als „verlorene Lebenszeit“ an, schon klar. Aber für die meisten Angestellten ist es aber zumindest Zeit, über die sie nicht frei verfügen können. Poster von Südseeinseln finden sich deshalb in vielen Büros quer durch die Republik.

Ein Wertpapierdepot kann hier also in gewisser Weise dein Leben verlängern und dir auch in dieser Hinsicht zu mehr Freiheit verhelfen.

Fazit:

Das waren jetzt nur 5 Beispiele, wie du dein Leben lang schon von Beginn an von einem Depot mit Sparplänen profitieren kannst. Wie du siehst nicht nur in wirtschaftlicher Hinsicht, sondern auch durchaus in anderen wichtigen Bereichen deines Lebens. Im Extremfall kann ein Depot sogar ein existenzieller Stützpfeiler sein, wenn auch sonst alles in Scherben liegt.

Ich plädiere also nach wie vor dafür, sein Depot wie ein Haustier anzusehen und es spielerisch und unverbissen, dafür aber langfristig und stur zu pflegen und zu trainieren.

Irgendwann kann man das „Pokémon-Depot“ dann auch in den Vergleichskampf mit einem Vergleichsindex schicken und schauen, ob es zum Beispiel den MSCI World outperformen konnte oder eben nicht.

Wie ist dein Verhältnis zu deinem Depot? Gehst du die Sache auch eher spielerisch an oder ist dir das Thema „Finanzen“ genauso lästig und unangenehm wie der Mehrzahl der Deutschen? Worin siehst du die Benefits aus deiner Investitionstätigkeit? Hattest du Erlebnisse in deinem Leben, durch die du dank deines Depots besser hindurchgekommen bist?

2 Kommentare

  1. Hallo Andreas

    wie immer ich leg mich nicht so richtig fest und will alles in meinem Depot haben, gut 80% strukturiert und diszipliniert nach Welt und Size gewichtet. Aber 20 % auch voll querbeet von Aktien, P2P, hin zu Kryptos mit ein bisschen Casino. Und ja, ein wachsendes Depot beruhigt ungemein 🙂
    grüße
    Thomas

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