Mit Braindump die Konzentration steigern? Funktioniert das?

Eine neue Methode namens „Braindump“ soll dazu beitragen, dass wir unsere durch Smartphones, Social Media und News-Überflutung verursachten Gedankenkarusselle und Grübeleien effektiv in den Griff bekommen können. Zudem soll ein Braindump gegen Angstzustände und Psychosen helfen, wie sie leider in der aktuellen Pandemie nach wie vor weit verbreitet sind.

Doch was verbirgt sich tatsächlich hinter dem Braindump? Bringt es tatsächlich die wünschenswerten positiven Effekte mit sich? Oder handelt es sich hier auch nur um die neueste „Modern-Lifestyle“-Sau in der Riege von „Biohacking“, „Achtsamkeit“ und Meditation, die durch das Dorf getrieben wird. Das möchte ich mir heute mal genauer anschauen.

Inhaltsverzeichnis

Braindump – So funktioniert es!

Beim Braindump (engl.: „Gehirn entrümpeln/abladen“) kommt es zunächst einmal darauf an, die eigenen Gedanken zu beobachten und mit einem Stift und Papier alles niederzuschreiben. Du lässt deinen Geist also quasi alles auskotzen, was ihn gerade bewegt. Egal ob Sorgen, Nöte, Ängste oder To-do-Listen, alles wird aufgeschrieben.

Diese Methode soll dazu beitragen, einen stärkeren Fokus ohne Ablenkungen zu entwickeln. Zudem sollen Stress und Angstzustände dadurch abgeschaltet werden.

Dadurch dass du die Gedanken niederschreibst, transferierst du die Gedanken quasi vom Gehirn auf das Blatt Papier. Das Papier dient dann als neuer „Speicherort“. Du kannst es in der Theorie in etwa damit vergleichen, dass du Dateien aus deinem Computer auf einen USB-Stick verschiebst und diesen Stick anschließend aus deinem Computer ziehst.

Die Daten sind gesichert, aber eben nicht mehr auf der Festplatte deines Rechners (deinem Gehirn) vorzufinden.

Zweifler, Grübler und Introvertierte profitieren besonders

Dabei soll der Braindump ganz besonders solchen Leuten helfen, die grundsätzlich gerne alles anzweifeln, von A bis Z durchdenken und deren Gehirn dadurch im Dauermodus rotiert.

Vielleicht kennst auch du den Effekt, wenn du abends im Bett liegst und dein Gehirn einfach keine Ruhe geben will. Deine Gedanken drehen sich, du grübelst nach, bist unentspannt und kommst einfach nicht in den Schlaf. Manche nehmen dann Schlaftabletten, was ich für sehr kritisch halte, da es nur die Symptome, nicht aber die Ursachen des Gedankenkarussells bekämpft.

Gerade in der heutigen Zeit von Stress durch Reizüberflutung (Smartphones), Leistungs- und Zeitdruck, ist es beinahe schon chronisch, dass sich in den Gedanken vieles in der Vergangenheit oder in der Zukunft abspielt. Meistens bleibt dabei das wichtige „Hier und Jetzt“ auf der Strecke, so wie seinerseits schon Eckhart Tolle in seinem Welt-Bestseller festgestellt hat.

Nicht umsonst habe ich Eckhart Tolles Buch daher unter Punkt 2.4 als eines meiner wichtigsten Bücher in der Kategorie Mindset/Persönlichkeitsentwicklung auf meiner Empfehlungsliste aufgeführt.

Die Lehre von der Achtsamkeit (nichts Anderes ist im Prinzip Eckhart Tolles Lehre), schlägt in genau die gleiche Kerbe: Den Geist entrümpeln, im Hier und Jetzt präsent sein und die eigenen Gedanken als „neutraler Beobachter“ und ohne Bewertung beobachten.

Chronischer Stress als Gefahr

Ich würde tatsächlich so weit gehen, dass in der heutigen Zeit Stress zu einem gesellschaftlichen Hauptproblem geworden ist. Dieser kann sich auf das Selbstwertgefühl, auf die allgemeine Lebenszufriedenheit und letztendlich auch auf die Gesundheit negativ auswirken.

Auch ist der Stress durch die Pandemie nicht zu vernachlässigen, die in Kombination mit polarisierenden Äußerungen in Social Media zu einer beispiellosen Entfremdung und Hass in der Gesellschaft geführt hat. Eine Aussöhnung ist dringend nötig, aber das ist ein anderes Thema.

Der Stress heutzutage ist nicht mit dem Stress der letzten Jahrhunderte vergleichbar: Damals stand man unter Stress, da die allgemeinen Lebensgrundlagen unsicher waren und die staatlichen Strukturen keine „Vollkasko-Absicherung“ boten wie heutzutage. Es ging sprichwörtlich ums Überleben.

Heute stressen Arbeit (Zeit- und Performancedruck), virtuelle soziale Interaktionen (ständiger Vergleich mit Idealen) und die schier endlose Palette an individuellen Möglichkeiten der Lebensgestaltung. Folgte das Leben früher noch einem gewissen Schema-F, steht den Menschen heutzutage (zumindest in Industrieländern) ein ganzes Universum an Möglichkeiten offen.

Der Körper reagiert auf diesen Stress aber so, wie wenn unsere Vorfahren vor einem gefährlichen Tier geflüchtet sind (Flucht oder Kampf). Was früher aber eine Ausnahmesituation und zeitlich stets begrenzt war, kann heute chronisch und täglich der Fall sein.

Nicht umsonst steigt auch die Zahl von Zivilisationskrankheiten (Herz-/Kreislauferkrankungen; Krebs; Diabetes) von Jahr zu Jahr.

Hilft der Braindump gegen Stress?

Grund genug, dem Braindump hier vielleicht eine Chance zu geben und zu überprüfen, ob er tatsächlich effizient gegen Stress helfen kann. Wäre dem so, dann dürften Methoden wie diese einen unschätzbaren Mehrwert für die individuelle Lebenszufriedenheit und Gesundheit liefern.

Stress, vor allem dauerhafter und nicht nur vorübergehender, gilt zumindest in meinen Augen als „Seuche der Neuzeit“ und Quelle zahlreicher gesellschaftlicher und gesundheitlicher Probleme.

Weitere effiziente Methoden gegen Rastlosigkeit und Stress habe ich außerdem in diesen Artikeln beleuchtet:

Die Braindump-Methode: Schreiben und sortieren

Nun aber zur eigentlichen Vorgehensweise: Wie oben bereits geschrieben, solltest du dir also zunächst alles von der Seele schreiben, was deine Gedanken beschäftigt. Es wird hierbei empfohlen, diese Gedanken gleich in verschiedene Kategorien einzusortieren (Quelle: Michael Hyatt):

  1. Berufliche Gedanken (was kommt in den nächsten Tagen auf mich zu?)
  2. Persönliche Gedanken (Termine, Freizeitgestaltung, private To-dos)
  3. Was ärgert mich? (Pandemie, Arbeit etc.)
  4. Was macht mir Angst / bereitet mir Sorgen? (Ukraine-Konflikt, Klimawandel etc.)
  5. Welche Ideen habe ich? (Geschäftsideen, neue Hobbies, Geldanlage etc.)

Wenn du dir eine solche strukturierte Liste notiert hast, beginnt der nächste Schritt. Du ordnest die Liste nach Prioritäten:

A. Wichtig und dringend

B. Wichtig und nicht dringend

C. Dringend und nicht wichtig

D. Nicht dringend und nicht wichtig

Im Idealfall gönnt man seinem Gehirn nach dem Prozess eine wohlverdiente Ruhepause. Zum Beispiel durch den nächtlichen Schlaf, Power-Naps oder latente sportliche Betätigung (z.B. Joggen), die ebenfalls das Oberstübchen zu durchlüften hilft.

Der frei gewordene Speicherplatz im Gehirn soll dann in der Theorie aufgrund des sich anschließenden Schlafes nicht mit neuem Mist gefüllt werden, sondern bleibt zunächst frei und sorgt für einen Schlaf ohne Grübeln. Interessant.

Viele Formen von Braindump

Meine bisherigen Recherchen zum Braindump haben bisher aber ergeben, dass es hiervon wohl auch verschiedene Varianten und Modelle gibt und nicht nur die eine.

Manche Varianten werden morgens direkt nach dem Aufstehen ausgeführt (sog. Morgenseiten), andere eher abends vor dem Einschlafen (s. Variante oben) und wieder andere in Teams oder gar am Arbeitsplatz (ähnlich dem allseits bekannten Brainstorming).

Falls du Braindump ausprobieren möchtest, helfen dir vielleicht Bücher wie jene:

Literatur zu Braindump(ing)

Fazit: Ich probiere es aus!

Ich werde Braindump mal für zunächst 2 Wochen testen und dann in einem Update hier berichten, ob ich einen spürbaren Effekt vermelden kann. Dazu muss ich aber sagen, dass ich durchaus manchmal ein „Grübler“, Denker und „Zweifler“ bin. Aber in Bezug auf Schlaf habe ich überhaupt keine Probleme. Ich kann glücklicherweise überall und jederzeit schlafen. Nur ist mein Schlaf leider meistens eher flach.

Daher erwarte ich mir keine wesentlichen Änderungen nachts. Wenn mein Schlaf aber tiefer werden sollte, wäre das natürlich ein großer Erfolg.

Wenn die Methode aber tatsächlich auch für einen schärferen Fokus, mehr Lebenszufriedenheit, mehr Konzentration und dadurch für weniger Ablenkungen (Börsenlärm, Social Media, News etc.) sorgt, dann ist es für mich durchaus einen Versuch wert.

Wie du im Artikelbild siehst: Kugelschreiber und Notizbuch liegen ab heute auf meinem Nachttisch bereit. Ich werde nachberichten. Ich praktiziere die Variante nachts vor dem Einschlafen.

Weitere interessante Links zum Thema Braindump:

Ergebnis meines Selbsttests (13.04.2022):

So, Trommelwirbel, nun kommt das Ergebnis. Ich habe mir extra ein bisschen mehr Zeit gelassen, auch weil ich ab und an mich selbst disziplinieren musste, um auch tatsächlich die Techniken oben anzuwenden. Nunja, was soll ich sagen. Wie es leider bei solchen Selbsttests ist, habe ich unter dem Strich keine wirkliche Besserung bzw. kein für mich eindeutiges Ergebnis feststellen können, welches „mein Leben auf den Kopf“ gestellt hätte.

Was ich aber feststellen konnte ist, dass in meinem Kopf insgesamt etwas mehr Ordnung herrschte. Davon profitierte auch meine Todo-Liste. Ich habe sie konsequent, stur und somit effizient abarbeiten können. Insofern hatte das Experiment tatsächlich einen kleinen aber feinen Benefit.

Es ist zwar durchaus möglich, dass ich ähnliche Effekte auch durch Meditation oder mehr Sport hätte erreichen können, aber was solls. Grundsätzlich denke ich, dass es am meisten bringt, sich einmal selbst zu reflektieren und zu ordnen.

Welches Tool du hierzu nutzt, bleibt dir überlassen. Ich werde mich zukünftig mehr auf Meditation / Stille und Sport fokussieren.

2 Kommentare

  1. Ich habe auf meinem Nachttisch schon seit Jahren ein Notizbuch liegen. Ich nutze es nur ganz selten, meist für neue gute Ideen, die mir vor dem Einschlafen gekommen sind. Das hilft, diese Ideen loslassen zu können und lässt die Angst, durch das Einschlafen zu vergessen, verschwinden.
    Kommt wie gesagt selten vor, vielleicht einmal pro Halbjahr. Aber in den konkreten Situation bin ich froh, das Notizbuch griffbereit zu haben.
    So ein umfassender Braindump wie hier beschrieben stelle ich mir ehrlicherweise eher anstrengend als entlastend vor. Bin gespannt, was du sagst!
    Viele Grüße
    Jenni

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