Zusammenhang von Finanzen und Fitness

Finanzen und Fitness sollen zusammenhängen, häh?! – Gerade komme ich vom Joggen und habe wiedermal so meine Gedanken vor sich hin fließen lassen. Dabei ist mir bewusst geworden, dass es tatsächlich einen ziemlich krassen Zusammenhang zwischen dem Finanz- und dem Fitnessbereich gibt. Auf den ersten Blick mag diese Analogie etwas befremdlich wirken, aber wenn du mal nüchtern drüber nachdenkst, stehen die beiden Bereiche, zumindest was das erforderliche Mindset anbelangt, tatsächlich recht nah beieinander.

In beiden Disziplinen ist meistens ein ganz bestimmter Typ Mensch erfolgreich. Meistens bleibt dieser Typ Mensch lange am Ball, lässt sich nicht durch Konventionen vom Weg abbringen und zieht sein Ding konsequent durch.

Inhaltsverzeichnis

Finanzen und Fitness – Erfolg oder Misserfolg

In beiden Bereichen kannst du mit der richtigen Herangehensweise sehr erfolgreich werden…oder aber auch grandios scheitern bzw. nicht vom Fleck kommen und in Stillstand verharren. Wer sich wenig bis gar nicht um seine Finanzen kümmert, wird auch nie entsprechende Erfolge vorweisen können. Freilich sind dann aber immer die Anderen daran Schuld, sei es der Staat weil er dich nicht gebührend versorgt oder die bösen Banken, die den armen Sparer mit Niedrigzinsen und teurer Beratung klein halten.

Im Fitnessbereich wird dauerhaft auch nur derjenige die gewünschten Erfolge erzielen, der dran bleibt und sich stetig steigert und nicht nach Ausreden sucht. Stillstand im Sport bedeutet auch hier dann Rückschritt, ähnlich wie bei Finanzen.

Wenn du dein Geld auf deinem Tagesgeldkonto belässt (Stillstand), frisst die Inflation dein Geld langsam aber sicher auf (Rückschritt). Wenn du als Sportler ins Studio gehst und Muskeln/Ausdauer aufbaust und du dann damit aufhörst (Stillstand), verschwinden diese mit der Zeit auch wieder (Rückschritt). Du siehst also, in beiden Bereichen entscheidet die eigene Motivation und das Durchhaltevermögen über deinen Erfolg.

Langfristig dranbleiben

Vermögen kannst du in aller Regel nur langfristig aufbauen, indem du den Zinseszins für dich arbeiten lässt. Soweit so (hoffentlich) bekannt. Und das im Idealfall über viele Jahre oder Jahrzehnte. Genau das Gleiche gilt im Fitnessbereich. Gehst du eine Woche lang jeden Tag joggen und pausierst dann für 3 Monate, fängst du beinahe wieder bei Null an.

Wenn du aber sagen wir mal über ein Jahr jede Woche 2 mal joggen gehst, wirst du mit der Zeit immer immer besser, weil du dein sportliches Verhalten jetzt auf Langfristigkeit ausgerichtet hast. Irgendwo habe ich auch mal von der 10.000 Stunden-Regel gelesen. Sie besagt, dass du erst dann richtig gut in Etwas bist, wenn du die Tätigkeit insgesamt 10.000 Stunden lang ausgeübt hast. Zur Erinnerung: Ein Jahr hat in etwa 8760 Stunden. Du musst die Tätigkeit also mehr als ein Jahr (durchgehend!) ausgeübt haben, um darin Profi zu sein.

Das erklärt vielleicht den Profi-Status von Warren Buffett, der sein Leben leidenschaftlich der Börse und Investments gewidmet hat. Inzwischen ist er der drittreichste Mensch der Welt laut Forbes-Liste von 2016 (2021 landet er nur noch auf Platz 9 der Forbes-Liste).

Gleiches gilt für Profi-Sportler. Sie haben in der Regel in jungen Jahren mit ihrem Sport* begonnen und sind am Ball geblieben (oder in den Sportschuhen…). Auch bei diesen dürfte die 10.000-Stunden-Regel zutreffen.

Risiken eingehen und kämpfen

In beiden Bereichen geht es auch um das Überwinden von Ängsten und Blockaden. Dies ist zum Beispiel die Risikobereitschaft in Bezug auf die Börse und die Überwindung der anfänglichen Angst davor. Beim Sport und im Fitnessbereich ist es der immer fortwährende Kampf gegen den inneren Schweinehund, der es am liebsten sehen würde, dass du dich auf dem Sofa mit einer Tüte Chips niederlässt.

Es gehört eine große Selbstüberwindung und Selbstdisziplin dazu. Nicht umsonst sind nahezu alle erfolgreiche Menschen gleichzeitig auch passionierte (zumindest Hobby-)Sportler. Fettleibige finden sich darunter eher selten, wobei ich jetzt auch nicht weiß ob man sich an Hummer und Champagner tatsächlich fett fressen kann 😉

ETF als Ganzkörpertraining

Auch für die einzelnen Disziplinen in beiden Bereichen sind mir Analogien eingefallen:

In meinen Augen ist die Meister-Klasse der langfristigen Geldanlage ein Portfolio aus diversifizierten Einzelaktien. Diese erfordern aber eine starke Beschäftigung mit der Materie an sich und den einzelnen Unternehmen. Das Risiko ist auch dementsprechend größer und die Gefahr von Rückschlägen auch größer. Auf der anderen Seite winken bei einer guten Aktien-Auswahl in einem langfristigen Buy-and-Hold-Depot sehr hohe Renditen ohne laufende Kosten.

Oftmals werden diese Renditen den Index schlagen, manchmal auch nicht.

Ein Portfolio aus Einzelaktien ist wie die Vorbereitung auf einen Marathon oder Teilnahme an den olympischen Spielen mit einem ausgeklügelten Trainingsplan. Du musst dich ganzheitlich mit deinem Körper beschäftigen. Was führst du ihm zu (Essen)?

Wie lange sollten deine Trainingspausen sein? Wie intensiv musst du ein Training gestalten? Brauchst du Nahrungsergänzung, um die Performance zu halten/steigern? Wird eine Muskelgruppe vernachlässigt und du benötigst eventuell eine weitere Übung in deinem Trainings-Portfolio? Du siehst, du musst dich intensiv in die Materie rein arbeiten, um langfristig zur Spitzenklasse zu gehören. Und auch dann hast du noch lange keine Garantie, dass es klappt. Im Gegenteil, der Großteil verliert mit Stockpicking gegen den Referenz-Index.

Ein cleveres langfristiges ETF-Depot würde ich mit einem Ganzkörpertraining im Fitnessstudio vergleichen: Du gehst 2-3 mal die Woche ins Studio und trainierst alle Muskelgruppen mit den immer gleichen Übungen. Hin und wieder steigerst du die Gewichte. Du erreichst langfristig eine klasse Form und lässt wahrscheinlich die meisten Menschen in deinem persönlichen Umfeld hinter dir.

Alleine schon durch deine Disziplin. Zur Spitzenklasse der Bodybuilder wirst du mit dem Training aber wahrscheinlich nicht gehören, was aber auch völlig in Ordnung ist.

Disziplin macht den Unterschied

Ich habe mich viel mit erfolgreichen Menschen, ihrer Denkweise und ihren Glaubenssätzen beschäftigt und komme dabei zu der Erkenntnis, dass die Disziplin und die Langfristigkeit den Unterschied zu weniger erfolgreichen Menschen ausmachen. Reichtum entsteht langfristig, nicht durch Lotto-Gewinne, im Casino oder mit Sportwetten. Genauso langfristig entsteht ein gesunder, fitter und attraktiver Körper. Leider sind die meisten Menschen manchmal zu faul und suchen daher den schnellen, einfachen Weg.

Meine Meinung: Weder im Fitness- oder Abnehmbereich, noch in Sachen Finanzen, gibt es diese schnelle Lösung. Sie werden dir zwar oft versprochen, meistens schaden sie dir unter dem Strich aber nur und machen andere dabei reicher (Diät-Industrie, Glücksspiel, Zocker-Derivate an der Börse).

In diesem Sinne, egal was du gerne machen möchtest, ab sofort beginnen die 10.000 Stunden zu laufen.

Pandemie als Chance für Sport und Finanzen

So schlimm, ärgerlich und langwierig die Pandemie 2020/2021 bislang auch sein mag. In mancher Beziehung eröffnet sie aber auch Chancen. Für den Bereich des Sports bietet die Pandemie eigentlich ziemlich gute Startvoraussetzungen für eine Karriere als Läufer. Über dieses Thema schreibt auch das Manager-Magazin regelmäßig in einer Kolumne und spricht sogar von dem Potential, die Pandemie zur gesündesten Zeit deines Lebens machen zu können.

In Bezug auf die Geldanlage und Investments sieht es ganz ähnlich aus: Wenn Alles geschlossen ist und soziale Kontakte auf ein Minimum beschränkt werden, kannst du dich mit größerem Fokus mal deinen Finanzen widmen. Nicht umsonst stieg 2020 der Anteil junger Menschen, die bei sogenannten Neo-Brokern wie Trade Republic ihr erstes Wertpapierdepot eröffnet haben.

Auch interessant: Börsenguide für Anfänger und Neueinsteiger.

Hier bleibt dann nur zu hoffen, dass die jungen Leute auch am Ball bleiben und sich nicht aufgrund von Meme-Stocks verzocken. Denn auch hier besteht die Gefahr wie bei Neujahr in Bezug auf das Fitnessstudio: Gute Vorsätze fallen oftmals bereits nach wenigen Monaten wieder.

Dieser Artikel erschien erstmalig am 19.05.2017.

5 Kommentare

  1. Gegenfrage: Kennst du einen Schöpfer einer herausragenden Leistung aus Wissenschaft, Kultur, Kunst usw., der körperlich gestählt und topfit war? Einstein? Beethoven? Van Gogh?
    Mir gefällt dennoch dein Gleichnis, gilt es doch auch für die Frage, ob man im Mai alles verkaufen solle, und fern der Märkte bleiben. Auch das hieße, drei Monate nicht zu trainieren.

    1. Über die körperliche Konstitution von Beethoven ist mir leider nichts bekannt. Ich denke aber, dass diese aufgezählten Menschen dann zusammen mit den Menschen aus der Kunst/Kultur ihre Leistungen eben auf geistiger oder handwerklicher Ebene erbringen. Disziplin, die mit derer aus dem Sportbereich vergleichbar ist, mussten diese Menschen aber mit Sicherheit auch aufbringen.

      Gegenfrage: Wieviele extrem fettleibige Menschen kennst du, die einen derartigen Beitrag für die Welt erbracht haben?

      Gruß

      1. Die Anzahl extrem fettleibiger Menschen haben nicht mit Disziplin zu tun. Essen und Trinken sind nur ein Faktor unter vielen, welche die Figur beeinflussen.
        Ich weiß auch nicht, ob Disziplin oder Ruhe, Gelassenheit, Stoizismus es sind, die an den Märkten für Erfolg sorgen.
        Ich denke, dass Bildung über Finanzmärkte, finanzielle Bildung überhaupt, der Schlüssel sind.
        Denn einfach irgendwo sein Geld anzulegen und diszipliniert warten, dass die falsche Strategie aufgeht, führt auch nicht zum Ziel.
        Ein ausgewogenes ETF-Depot musst du genau einmal schaffen, also in deinem Bilde einen Wettkampf absolvieren und dann kannst du dich ausruhen, musst nicht trainieren.
        Einmal im Jahr einen Blick darauf werfen reicht. Vermögensaufbau ist eigentlich was für faule Leute, abgesehen vom Problem des Schaffens von zusätzlichen Einkommensquellen. Das ist dann schon Triathlon.
        Ich verstehe deine Intentionen zur Schaffung eines Gleichnisses , kritisiere lediglich dein Bild, dass du über andere Menschen zeichnest.
        Der Beitrag „Finanzielle Bildung“ zeigt ein ganz anderes Niveau. Daran hatte ich es gemessen.

      2. Nein ich habe die Frage gestellt, wieviele extrem Fettleibige es in Spitzenpositionen (Unternehmen, Kunst, Kultur etc.) gibt. Und ich glaube im Durchschnitt trifft man sie dort im Verhältnis relativ zur Gesellschaft seltener an. Dass Fettlibigkeit generell ein Problem ist und nicht nur mit mangelnder Disziplin zusammenhängt, sehe ich auch so.

        Zum Thema ETF: So ganz passiv ist aber auch ein ETF-Weltdepot nicht. Denke an den Faktor Rebalancing. Wenn du mehrere Assets (Aktien, Anleihen, Rohstoffe usw.) in ETFs hast, dann musst du notgedrungen mal rebalancen, um das Gleichgewicht im Depot zu halten. Alternativ wählst du einen Misch-ETF (Comstage VErmögensbildung, X-Trackers Portfolio-ETF, ARERO-Fonds), der das dann automatisch macht, aber auch etwas teurer in Bezug auf die jährlichen Kosten ist. Eigentlich sind nur solche Fonds wirklich „passiv“.
        So gesehen musst du auch mit einem selbst zusammengestellten ETF-Depot immer weiter trainieren, nur vielleicht nicht mehr jeden Tag 😉

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