Rastlosigkeit und Stress: Was hilft?

Rastlosigkeit und Stress können uns ziemlich zusetzen: Vermutlich Jeder von uns kennt das Gefühl, nicht genügend Zeit zu haben, sich nicht richtig erholen zu können oder dem Arbeitspensum und Druck an der Arbeitsstellle nicht mehr gewachsen zu sein. Auch am Wochenende kann sich der Körper kaum noch erholen, da dort immer wieder neue Punkte auf dem Programm stehen, die „abgearbeitet“ werden sollen. Freizeitstress also.

Seien es die samstägliche Garten- und Haushaltsarbeit, das obligatorische Treffen mit der Familie und Freunden, kraftraubende Diskoabende mit viel Alkohol oder schlicht und ergreifend Papierkram, den man schon lange vor sich her geschoben hat.

Und ehe man sich umsieht ist es passiert: Das Wochenende ist schon wieder rum und war so ziemlich gar nicht entspannend. Im Gegenteil.

Statt mit vollem Akku startet man nun auch in die neue Woche mit lediglich 30% Batterieleistung (um durch bildliche Sprache den Millenials gerecht zu werden ;-)).

Inhaltsverzeichnis

Ständige Hektik, Unruhe und Grübeleien

Und auch unter der Woche setzt sich der Teufelskreis fort:

Folgen eines niedrigen Akkustandes können hier sein: Rastlosigkeit, Erschöpfung, innere Unruhe, Gereiztheit bis hin zu Burnout oder gar einer klinischen Depression*. In letzterem Falle hilft ausschließlich die Konsultation eines Arztes, die nachfolgend im Artikel genannten Maßnahmen helfen hier vermutlich nur noch bedingt.

Doch wie entstehen Rastlosigkeit und Stress? Was hat dazu geführt, dass sich insbesondere in den letzten Jahren immer mehr Menschen unabhängig von ihrem Job, ihrem Einkommen oder anderen Lebensumständen so überfordert fühlen im Alltag?

Ist die Welt wirklich stressiger geworden oder reagieren wir nur gestresster auf die Gegebenheiten? Eben die uralte Diskussion zwischen dem Auslöser im Inneren oder im Äußeren.

Letztendendes ist es auch nicht kriegsentscheidend, woher der Stress genau kommt. Wichtig und als Einziges von uns beeinflussbar ist lediglich unsere Reaktion auf Stress.

Gewichtszunahme durch Stress

Wusstest du: Stress führt zu erhöhter Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Eine erhöhte Cortisol-Ausschüttung führt dazu, dass die Fettverbrennung gehemmt, teilweise sogar komplett ausgesetzt wird. Möglicherweise liegt hierin ein Grund für die Epidemie Übergewichtiger in westlichen Gesellschaften. Vielleicht ist es eine giftige Wechselwirkung zwischen Fastfood und Stress.

Durch diesen hormonellen Effekt können teilweise auch Diäten und Sport die schleichende Gewichtszunahme nicht stoppen.

Somit lohnt sich nicht nur aus Sicht der körperlichen Ästhetik und Gesundheit die Beschäftigung mit dem Thema Stress.

Mögliche Ursachen von Stress

Laut einer Umfrage des DGB unter 8000 Beschäftigten aus dem Jahre 2018 leiden mehr als die Hälfte der Beschäftigten unter Hektik und Zeitdruck. Demnach klagten 52 Prozent der Befragten unter den o.g. Auswirkungen (Quelle). Wenn man die Zahlen als repräsentativ nimmt, dann haben wir es beim Thema Stress offenbar mit einem veritablen und akuten Problem unserer heutigen Gesellschaft zu tun.

Nicht umsonst boomt die Zahl der Selbsthilfe-Webseiten und Blogs über Themen wie „Achtsamkeit„, „Meditation“ und „innere Zufriedenheit„. Manche Angebote sind top, Manche aber auch einfach nur Geldmacherei. Zum Glück erkennst du Letztere aber mit der Zeit recht zuverlässig.

Soviel zum Status Quo. Es gibt also ein Problem. Aber woher genau kommt es? Wieso waren die Menschen in den 70er und 80er Jahren noch nicht so gestresst?

Wieso ist es für meine Großeltern schon „Stress“, wenn sie außerhalb ihrer gewohnten Abläufe einen Termin beim Frisör haben oder andere administrative Dinge erledigen sollen, worüber wir als jüngere Generation nur müde lächeln und uns innerlich fragen: Sonst noch Probleme?

Also was sind denn nun Gründe für Stress?

Rastlosigkeit durch ständige Erreichbarkeit

Meiner Meinung nach spielt die ständige Erreichbarkeit durch Smartphone, Email und Co. eine wesentliche Rolle. Selbst während der Arbeit kann man seit Aufkommen des Internets private Emails lesen. Und Tante Erna kann dich ebenfalls jederzeit erreichen, auch wenn du gerade im Geschäft bist.

Umgekehrt sind auch berufliche Themen zunehmend in der Freizeit präsent, sei es auch nur die geliebte Whatsapp-Gruppe mit den Arbeitskollegen. Eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit gibt es faktisch nicht mehr.

Was jedoch für Selbstständige weniger schlimm – da normal – ist, kann dies für Angestellte eine ziemlich relevante zusätzliche Stressquelle darstellen. Man fühlt sich einfach nie unbeobachtet bzw. man kann nie komplett abschalten.

Medien als Stressdrogen fürs Gehirn

Wir leben im Informationszeitalter. Das bringt mit sich, dass wir rund um die Uhr Zugriff auf allerhand Informationen haben. Nützliche, sowie unnötige. Die Informationen suchen sich zunehmend auch den Weg zu uns, z.B. durch die verschiedenen Messenger-Dienste und deren Push-Benachrichtigungen.

Jedes Mal wenn wir eine Nachricht bekommen oder News per Handy konsumieren, wird Noradrenalin, eine Art Glückshormon, ausgeschüttet.

Zusätzlich steigt der Blutdruck und der Pulsschlag wird schneller. Die Wahrnehmung und das Denken beschleunigen sich. Die Reize durch Nachrichten und News wirken wie Nikotin oder gar Kokain, mit ähnlichen negativen Effekten wie diese Stoffe.

Wie auch beim Zucker kann sich unser Gehirn an diesen Input gewöhnen und immer mehr davon einfordern. Dies kann dann zu einer Negativspirale für die Konzentration werden: Das Gehirn verlangt Stimulation durch News und genießt die Erregung. Je mehr Erregung, desto schlechter jedoch die Konzentration (ADHS unter Schülern etc.).

Gehirn im Kampf- oder Fluchtmodus

War das Gehirn in früheren Zeiten nur im Ausnahmefall in diesem „Wach-und-Kampf-Modus“ unterwegs (Kriege, gefährliche Situationen etc.), ist das heute immer öfters, ja fast durchgehend, im Alltag der Fall.

In Experimenten konnte teilweise sogar festgestellt werden, dass die Probanten durchschnittlich nicht länger als 3 Minuten Konzentration an Arbeitsplätzen mit Computerbildschirmen aufbringen konnten (!). Immer wieder schweifte dann der Blick ab aufs Smartphone oder es wurde sich mit anderen Dingen beschäftigt (Quelle).

Nach einem solch ablenkungsreichen Tag stellen Menschen dann zum Teil erschreckt fest, wie schnell der Tag vorbeigegangen ist:

Zitat:

„(…) Man saust den ganzen Tag von Termin zu Termin, bekommt einen Kick nach dem anderen. Fragt man sich allerdings abends, was eigentlich die Stunden von früh bis spät so sehr ausgefüllt hat, stellt sich ein schales Gefühl ein: Keinen einzigen Eindruck von nennenswerter Bedeutung hat man erlebt, sondern vor allem die Geschwindigkeit selbst.

So ähnelt nicht nur das Hochgefühl, sondern auch der Nachgeschmack dem einer Droge. Rauschmittel versetzen das Gehirn auf chemischem Weg in einen Ausnahmezustand. Was genau ringsum geschieht, wird uninteressant; es zählt nur noch die starke Empfindung. Ein Hochgeschwindigkeitstag wirkt so ähnlich (…)“

Artikel Permanenter Stress auf Cicero, Stand: 22.03.2019

Geringer gesellschaftlicher Nutzen von Arbeit

Neckisch wird die Generation Y auch die Generation Purpose, also Generation Sinn, genannt. Alles muss einen Sinn haben oder sich zumindest an den eigenen Werten orientieren. So weit, so in Ordnung. Wenn jedoch die eigene Arbeit keinen Sinn hat oder man als Angestellter den Sinn dahinter nicht erkennen kann, kann dieser mangelnde gesellschaftliche Nutzen Rastlosigkeit und Stress fördern.

Demnach scheint es uns innerlich durchaus wichtig zu sein, im Einklang mit unseren Werten zu handeln. Wenn nun also die Arbeit im Widerspruch zu den eigenen Überzeugungen und Werten steht, kann das den wahrgenommenen Stress erhöhen. Frei nach dem Motto: „Wieso soll ich mir den A***** aufreißen für Etwas, das mich gar nicht interessiert?

Immer komplexere Tätigkeiten bei der Arbeit

Um zurückzukommen zum Beispiel mit unseren Großeltern: Früher waren die Tätigkeiten in Unternehmen wesentlich weniger komplex als Heute. Oft gab es früher nur wenige Tätigkeiten, die dafür fließbandartig wiederholt werden mussten. Dinge wie Lohnabrechnungen erstellen, erledigt heute eine Software mit KI. Briefe aufsetzen und verschicken übernimmt die Kettenbrieffunktion der Bürosoftware.

Heute haben Angestellte zahlreiche Spielfelder die „gleichzeitig“ und parallel bearbeitet werden müssen. Waren früher Kenntnisse in Office-Programmen eher für wenige Bürohengste ein Muss, gehören sie zwischenzeitlich eigentlich zum Einmaleins eines jeden Angestellten im Bürodienst. Auch wer einen nochso analogen Job hat, kommt über die regelmäßige Bedienung von PCs nicht herum. Und sei es auch nur die Bedienung der SAP-Zeiterfassung.

Auch Kenntnisse über Computer und Internet sind heutzutage selbstverständlich, was früher eben nicht der Fall war.

Falsche Motivation

Stressig kann es auch sein, wenn man einer falschen Motivation im Job hinterherrennt: So sind viel Geld, Macht und Ansehen zwar aus wirtschaftlicher Sicht absolut erstrebenswert, aus persönlicher Sicht jedoch unter Umständen nicht.

Hier entscheidet natürlich der subjektive Charakter eines Jeden, sowie die individuelle Stressresistenz. Gerade auf der Karriereleiter setzt man sich gerne selbst unter Druck. Rastlosigkeit und Stress stellen sich dann oft in der Folge ein.

Hilfe gegen Stress

Gegen Stress kann aber zum Glück selbst Einiges tun. Wer entsprechend sucht, der findet Selbsthilfeliteratur in Hülle und Fülle. Auch im Internet finden sich zahlreiche Ratgeber und Hilfsangebote mit halbwegs sinnvollen bis sehr sinnvollen Tipps. Gerade zum Thema Stressbewältigung wird man im Internet ziemlich schnell fündig.

Nachfolgend möchte ich nur auf wenige Tipps eingehen, die mir bisher ziemlich gut geholfen haben, ich also vorbehaltlos empfehlen kann:

Betreibe Singletasking statt Multitasking

Wenn ich wirklich gestresst bin, grübelt mein Kopf geradezu vor sich hin. Meine Gedanken sind dabei abgehackter, sprunghafter und tendenziell eher negativer Natur. In meiner persönlichen Erfahrung hat das Gefühl des Gehetzt seins allem voran zwei Eigenschaften:

(1) ich fühle mich in mehrere Richtungen gleichzeitig gezerrt. Meistens habe ich auf keine der Richtungen wirklich Lust, sehe mich aber unter Druck nachzugeben und mich zu fügen

(2) ich habe das Gefühl, dass ich Alles noch schneller und im Idealfall gleichzeitig machen sollte. Multitasking tönt es von allen Dächern.

So kommt es schon mal, dass ich einer Tätigkeit nachgehe, aber gleichzeitig an zwei andere Dinge denke. Klar, so hat man mich dressiert, so soll ich angeblich funktionieren.

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Folge ist dann, dass ich mich gehetzt fühle, Gas geben muss und meine Zeit nicht verplempern darf. Dieser innere Zwang verstärkt den Stress noch zusätzlich.

Was also tun?

Singletasking ist das Zauberwort. Selbst Computerprogramme gaukeln uns ein Multitasking nur vor. Letzten Endes arbeitet auch ein Computer immer nur einen Rechenschritt nach dem anderen ab.

Vergiss Sprüche, die angeblich Multitasking von dir fordern. Das menschliche Gehirn funktioniert ähnlich einem Computer: Es ist auf Singletasking ausgelegt und sonst auf nichts (Quelle).

Smartphone ausschalten und aus dem Schlafzimmer verbannen

Forscher gehen immer mehr dazu über, die heilsame Bedeutung von Offline-Zeit, Ruhe und Abschalten zu erkennen. Bereits nach wenigen Tagen kann sich dein Wahrnehmungsfokus komplett verschieben und dein Gehirn entwickelt etwas längst als verloren Geglaubtes: KREATIVITÄT.

Sei es im Urlaub oder einfach nur nach der Arbeit: Schalte das Ding auch mal aus und gönne deinem Gehirn Offline-Zeit zum Durchatmen. Keine News, kein Whatsapp, einfach nur Ruhe. Dass Smartphones auf den Nachttischen oder generell im Schlafzimmer nichts zu suchen haben sollten, hängt schließlich nicht nur mit der sicherlich nicht gesundheitsförderlichen Strahlung der Geräte zusammen…

Das süße Nichtstun

„Im Nichtstun bleibt nichts ungemacht“

Laotse, Begründer des Taoismus, 6. Jh. v. Chr.

Also wieso nicht Laotses Vorbild folgen und selbst mal ausprobieren. Recht hatte der altchinesische Philosoph, wenn es nach neueren Erkenntnissen von Philosophen, Psychologen und Coaches geht:

Die Kunst, nichts zu tun, soll ganz neue Möglichkeiten zur persönlichen Weiterentwicklung eröffnen und letztendlich auch dazu beitragen, seine Ziele schneller zu erreichen (Quelle).

Auch die Philosophen im antiken Griechenland, allen voran die auch heute noch oft zitierten Philosophen Sokrates, Aristoteles, Platon etc. wussten um die Macht des süßen Nichtstuns.

Also wieso nicht einfach mal ausprobieren und rein gar nichts tun. Gar nichts. Auch kein Netflix, Amazon Prime oder Musik hören. Nichts.

Schaffst du das?

Wenn nicht, dann lies wenigstens Bücher über das Thema Achtsamkeit und Entspannung, zum Beispiel das Buch von der Schildkröte Kurma.

Social Media meiden

Facebook, Instagramm und Co. Können negative Gedanken verstärken und bei manchen Menschen zu Depressionen, Rastlosigkeit und Stress führen. Auch Einsamkeit kann dadurch gefördert werden. Die Konfrontation mit den vermeintlich „perfekten“ Leben anderer Menschen, kann dich selbst unter Zugzwang setzen. Nicht schön.

Also am besten den Konsum von Social Media auf ein Minimum beschränken und sich eher auf das eigene Offline-Leben und die persönliche Weiterentwicklung konzentrieren.

Immerhin riechen die Hinterlassenschaften von „Influencern“ in der Realität auch nicht besser, als deine eigenen….

Treibe Sport

Alter Hut, aber gerade alte Hüte passen meistens besonders gut: Sport hilft gegen schlechte Laune, Depressionen und Stress. Dabei entsteht beim Sport ebenfalls Stress, welcher aber als gesund betrachtet werden kann, also positiver Stress.

Besonders Tätigkeiten an frischer Luft mit dem Schwerpunkt auf Ausdauer sollen besonders geeignet zum Abbau von Stress sein. Zudem schüttet das Gehirn bei körperlicher Tätigkeit Glückshormone aus, die regelrecht rauschartig wirken können. Läufer kennen dieses Gefühl als „Runners High“, ein Zustand der von manchen Läufern als Orgasmus ähnlich beschrieben wird.

Selbstverständlich sind aber auch andere Arten von Sport geeignet, also auch Krafttraining, Ballsportarten oder Kampfsport.

Fazit:

Rastlosigkeit und Stress scheinen heute einfach dazu zu gehören. Ich denke in der heutigen Zeit wird es die Wenigsten geben, die nicht hin und wieder Stress verspüren. Umso wichtiger ist es, rechtzeitig und gezielt gegen den Stress vorzugehen. Oben genannte Tipps können dir vielleicht ähnlich gut helfen wie mir.

Fehlen noch Tipps bzw. kennst du noch weitere Hilfsmittel und Lifehacks gegen Stress?

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