Banking-Apps für 1000 Euro testen? – Vorsicht Geldwäsche!

Offenbar führten Corona, der Ukraine-Krieg und die Inflation bei manchen Menschen noch immer nicht zum Rückgang der Gier. Immer neue Fälle werden mir bekannt, wo ahnungslose Menschen für Kriminelle Konten eröffnen und sich anschließend über ein Strafverfahren der Polizei und Staatsanwaltschaft wegen Geldwäsche wundern. Die Zahl explodiert geradezu.

Dabei waren viele Opfer dieser Machenschaften in einschlägigen Online-Portalen lediglich auf der Suche nach Jobs, sei es aus finanzieller Not heraus oder als Nebenverdienst, z.B. als Student oder Azubi.

Wer derartige Job-Gesuche in Kleinanzeigen-Portalen aufgibt, erlebt nicht selten, dass er von zahlreichen dubiosen Personen angeschrieben wird. Teilweise in nicht ganz einwandfreiem Deutsch und oftmals über die jeweiligen Messenger-Dienste der Portale (z.B. Ebay-Kleinanzeigen) oder es wird direkt in Whatsapp gewechselt.

Die Täter agieren hierbei meistens aus Callcentern heraus und kontaktieren zahlreiche Opfer parallel. Hier musst du verdammt vorsichtig sein!

Inhaltsverzeichnis

Als Produkttester Apps testen und 1000 Euro verdienen

Die Opfer sollen dann „nur“ Apps testen und darüber dann Berichte schreiben. Pro Bericht oder pauschal wird dann Summe X bezahlt. Teilweise horrende Summen von 1000 Euro für 10 Minuten Arbeit. Klar, dass dies bei Manchen auf fruchtbaren Boden fällt. Klingt einfach, wäre es auch. Wenn es nicht auch hier einen großen Haken gäbe.

Teilweise geben sich die Kriminellen sogar als Personalabteilung real existierender Firmen aus. In vielen Fällen existieren sogar halbwegs professionell gestaltete Webseiten dieser angeblichen Unternehmen.

An die persönlichen Daten der Opfer gelangen sie dann über eingeforderte Personalbögen oder „Bewerbungsunterlagen“ (Lebenslauf etc.). Diese Daten werden dann nach dem Betrug oder wenn die Masche aufgeflogen ist, an andere Kriminelle weiterverkauft. Deine Daten landen dann also auf einer schwarzen Liste zahlreicher Betrüger.

Getestet werden sollen dann meistens Banking-Apps von Banken, deren Konten über das Internet eröffnet werden können (durch die Kriminellen gerne genommen: N26 Bank). Auch gern genommen: Krypto-Plattformen. Hier kaufen die Täter dann in deinem Namen z.B. Bitcoin und transferieren diese ins Ausland auf Nimmerwiedersehen.

Ablauf der Betrugsmasche mit dem Ziel Geldwäsche

1. Der Jobsuchende wird kontaktiert und ihm der oben erklärte Verdienst für Produkttests in Aussicht gestellt

2. Der euphorische „Produkttester“, also das Opfer, eröffnet dann bei solch einer Online-Bank oder Krypto-Börse ein Konto und nutzt hierzu zum einen seine Echtdaten, zum anderen extra Email-Adressen oder Telefonnummern (für den Empfang von Verifizierungs-Nachrichten bzw. PINs), die ihm die Kriminellen mitteilen. Er lässt sich sogar per Video identifizieren und nutzt seinen eigenen Personalausweis, um das Konto eröffnen zu können.

3. Der Produkttester schreibt dann einen Bericht über die Eröffnung und erwartet seinen Lohn dafür. Er geht davon aus, dass die Konten nicht tatsächlich eröffnet wurden. Der Lohn kommt natürlich nicht, die „Arbeitgeber“ melden sich dann irgendwann einfach nicht mehr. Der „Bericht“ ist ebenfalls für die Mülltonne.

4. Im Hintergrund nutzen die Kriminellen dieses tatsächlich durch den Produkttester eröffnete Konto, um darauf kriminelle Gelder aus Drogenhandel oder Betrugsstraftaten zu überweisen. Dadurch dass die Email-Adresse und Telefonnummer der Täter angegeben wurden, haben auch nur die Täter Zugriff auf das Konto, obwohl es auf den Namen des Testers läuft. Die Täter können dann auch Transaktionen in Auftrag geben oder die PIN ändern – alles im Namen des „Produkttester“.

Umtausch in Bitcoin

5. Die kriminell erlangten Gelder werden von diesem Konto dann meistens ins Ausland, gerne auf die Konten von Krypto-Börsen transferiert. Oftmals sind das IBANs osteuropäischer Banken oder Zahlungsdienstleister, hinter denen dann Kryptobörsen stecken.

6. Von den ausländischen Kryptobörsen (die teilweise wiederum auch durch Produkttester eröffnet wurden) werden dann durch die Täter z.B. Bitcoin gekauft und auf tätereigene Wallets übertragen. Spätestens hier ist dann meistens Ende für die Strafverfolgungsbehörden. Daraus resultiert auch der Vorwurf der Attraktivität von Bitcoin für Geldwäsche und Kriminelle.

7. Der Produkttester erhält irgendwann dann Post von der Polizei oder Staatsanwaltschaft, weil er sich durch die Eröffnung des Kontos der Geldwäsche strafbar gemacht hat (§261 StGB). Dort heißt es:

(1) Wer einen Gegenstand, der aus einer rechtswidrigen Tat herrührt,

1. verbirgt,

2. in der Absicht, dessen Auffinden, dessen Einziehung oder die Ermittlung von dessen Herkunft zu vereiteln, umtauscht, überträgt oder verbringt,

3. sich oder einem Dritten verschafft oder

4. verwahrt oder für sich oder einen Dritten verwendet, wenn er dessen Herkunft zu dem Zeitpunkt gekannt hat, zu dem er ihn erlangt hat,

wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft. In den Fällen des Satzes 1 Nummer 3 und 4 gilt dies nicht in Bezug auf einen Gegenstand, den ein Dritter zuvor erlangt hat, ohne hierdurch eine rechtswidrige Tat zu begehen. Wer als Strafverteidiger ein Honorar für seine Tätigkeit annimmt, handelt in den Fällen des Satzes 1 Nummer 3 und 4 nur dann vorsätzlich, wenn er zu dem Zeitpunkt der Annahme des Honorars sichere Kenntnis von dessen Herkunft hatte.

(2) Ebenso wird bestraft, wer Tatsachen, die für das Auffinden, die Einziehung oder die Ermittlung der Herkunft eines Gegenstands nach Absatz 1 von Bedeutung sein können, verheimlicht oder verschleiert.

(3) Der Versuch ist strafbar.

§ 261 StGB – Einzelnorm (gesetze-im-internet.de)

Er hat den Kriminellen quasi „ein Konto zur Verfügung gestellt“, über die sie ihre Gelder „waschen“ und außer Landes bringen konnten.

Alternative Masche: Fake-Emails der eigenen Bank

Eine andere Masche mit ähnlichem Ende funktioniert ebenfalls schon seit Jahren: Es werden Bankkunden täuschend echt wirkende Emails der angeblichen Bank zugeschickt, in welchen die Bankkunden aufgefordert werden, ihre Zugangsdaten zum Online-Banking zu aktualisieren oder zu bestätigen.

Wenn der Bankkunde auf diesen Link klickt, wird er zu einer Webseite weitergeleitet, die optisch der Webseite der eigenen Bank täuschend ähnelt. Wer genau hinschaut (vor allem auf die URL im Browser) erkennt zwar die Fake-Seite, wer davon aber keine Ahnung hat, fällt darauf herein.

In einer Eingabemaske soll der Bankkunde dann seine Anmeldedaten eingeben, die direkt an die Täter geliefert werden.

Der getäuschte Kunde tut dies und dadurch erlangen die Täter Zugriff auf das Konto des Opfers. Hier werden dann manchmal Unterkonten durch die Täter eröffnet (N26,* ING*), welche dann wie oben kriminell zur Geldwäsche genutzt werden. Ab hier ist dann der Ablauf wieder identisch.

Meistens entsteht dem Bankkunden kein finanzieller Schaden und er macht sich „nur“ der Geldwäsche durch die Unterkonto-Eröffnung strafbar. Oft wird aber auch Geld vom Konto des Opfers als „Umbuchung“ auf das neue Konto vorgenommen und von dort in die Welt überwiesen. Hier hat dann der Bankkunde noch zusätzlich einen Vermögensschaden. Zumindest wenn die Bank die Transaktion nicht rechtzeitig stornieren kann.

Fazit:

Das Internet, Gier, die Popularität von Kryptobörsen und nicht zuletzt die immer leichtere Kontoeröffnung vom heimischen Bildschirm aus, haben dieser Masche zur Geldwäsche leider Tür und Tor geöffnet. Sie grassiert derzeit wie eine Pest. Nicht umsonst werden Banken wie die N26 immer wieder durch die BAFIN angezählt.

Für dich ist somit wichtig:

  • Immer Vorsicht bei Jobangeboten aus dem Internet! Vor allem wenn diese für wenig Arbeit viel Geld versprechen (gilt übrigens auch für Youtube-Videos mit Lamborghinis etc. wo dir die finanzielle Freiheit versprochen wird, wenn du nur X oder Y tust).
  • Dein Lohn wird eine Strafanzeige wegen Geldwäsche sein und sonst nichts! Wenn du tatsächlich mal Geld für einen solchen „Bericht“ bekommen solltest, dann dürftest du dieses Geld theoretisch ebenfalls nicht ausgeben / benutzen, da es auch aus einer rechtswidrigen Tat stammt (nämlich von den Betrügern und somit von deren Opfern).
  • NIEMALS bei Kontoeröffnungen Daten fremder Personen (Email-Adressen, Mobiltelefonnummern etc.) angeben. Die Täter erhalten so vollständigen Zugriff auf das Konto. Aber dein Name steht als Verantwortlicher drauf!

Die Inflation nagt derzeit schon genug an unser aller Vermögen. Da muss es nicht sein, dass organisierte Verbrecher über Callcenter, Finanzagenten und weitere Scharlatane, noch für zusätzlichen Schaden sorgen.

Auf andere populäre Betrugsmaschen im Immobilien-und Tradingbereich bin ich in folgenden Artikeln bereits eingegangen:

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