Bitcoin Zertifikate als Investment – Sinnvoll oder nicht?

Heute geht es mal um die neuen Bitcoin Zertifikate: Kryptowährungen* wie Bitcoin oder Ethereum standen bei mir zugegebenermaßen bislang nicht auf der Agenda. Sie waren mir immer zu spekulativ, zu unsicher und „ohne inneren Wert“. Nun, diese Einschätzung hat sich (leicht) geändert. Wieso sich meine Einschätzung leicht geändert hat und wie ich in Kryptowährungen wie Bitcoin oder Ethereum investiert habe, möchte ich dir im heutigen Artikel erläutern.

Inhaltsverzeichnis

1. Was ist Bitcoin überhaupt?

Wenn du dich über Kryptowährungen informieren möchtest, dann ist das Internet dein Freund. Ich mache mir hier jetzt nicht die Mühe und erkläre dir im Detail, wie genau Kryptowährungen funktionieren und wie sie sich unterscheiden. Hier gibt es gute Adressen, wie z.B. Experten wie Dr. Julian Hosp in seinem Youtube-Kanal.

Zusammenfassend aber dennoch eine kurze und stark vereinfachte Erklärung zur Funktionsweise, hier am Beispiel Bitcoin:

  • Kryptowährungen sind dezentral und über den ganzen Globus verstreute, reine digitale Währungen
  • Sie benötigen weder Banken noch Regierungen
  • Kryptowährungen sind komplett unabhängig von Zentralbanken wie der FED oder EZB
  • Sie setzen die Existenz einer IT-Infrastruktur bzw. des Internets voraus – ohne Internet, kein Bitcoin
  • Kryptowährungen werden durch Lösung komplexer mathematischer Aufgaben erschaffen. Auf Deutsch spricht man analog zu Edelmetallen vom „Schürfen„, auf Englisch „Mining„. Manche Kryptowährungen sind in ihrer Gesamtmenge begrenzt, andere nicht. Von Bitcoin kann es zum Beispiel nicht mehr als 21 Millionen Stück geben. Dadurch ist der Bitcoin also noch limitierter als Gold*, da sich die Gesamtmenge an verfügbarem Gold auf der Erde nur schätzen lässt.
  • Zum Schürfen werden enorme Rechenkapazitäten und viel Energie benötigt. Die Anforderungen steigen von Coin zu Coin weiter
  • Kryptowährungen nutzen die sogenannte Blockchain-Technologie, eine Art globales „Kassenbuch„, aus dem alle Transaktionen anonymisiert nachvollzogen werden können. Die Transaktionen können von allen Beteiligten kontrolliert werden, sodass ein Missbrauch nahezu ausgeschlossen ist. Dadurch sorgt die Blockchain für eine enorme Transparenz. Die eigentlichen Personen hinter den Krypto-Adressen (so nennt man die Kontonummern) sind aber nicht so transparent.

Ein gelungenes und kurzes Video über die Funktionsweise der Blockchain findest du hier:

2. Bitcoin – Ein sinnvolles Investment?

Wie eingangs kurz angedeutet, habe auch ich inzwischen eine überschaubare Summe in die beiden größten Kryptowährungen* Bitcoin und Ethereum investiert. Wobei „investiert“ hier das falsche Wort ist, ich würde hier ganz eindeutig von einer Spekulation und weniger einer Investition sprechen.

Das bringt mich auch zum fast wichtigsten Punkt des Artikels, nämlich einer deutlichen Warnung:

Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum sind definitiv nur für sehr risikoaffine Anleger geeignet. Es besteht die Gefahr eines Totalverlustes, des Diebstahls der eigenen Wallet, den Verlust von Zugangsdaten, dass man Opfer von Betrug wird (besonders bei Veröffentlichung neuer Währungen (ICOs)) etc. Daher sollte – wenn überhaupt – nur „Spielgeld“ eingesetzt werden. Also Geld dessen Verlust einen nicht in wirtschaftliche Nöte bringt.

Wieso ich in Bitcoin investiert habe

Obwohl ich mir absolut im Klaren darüber bin, dass Bitcoin und die Kryptowährungen keinerlei inneren Wert haben, so können Sie doch als gewisse Krisenabsicherung Sinn machen, zumindest solange es noch Menschen gibt, die an die Währungen glauben.

Ähnlich wie bei Gold kann man davon ausgehen, dass wenn sich ein gewaltiger Crash anbahnt, die Kurse der Kryptowährungen tendentiell stark steigen dürften. Einfach weil das Vertrauen in das Papiergeldsystem der Notenbanken schwindet.

Umgekehrt kommen Kryptowährungen* bei einer Börsen-Hausse wie aktuell im Dezember 2019 eher unter die Räder.

Als Absicherung taugen immer Assets, die sich aller Voraussicht nach gegenläufig zu anderen Assets verhalten, weshalb ich neben Gold nun auch Kryptowährungen zur Diversifikation für den Crash nutze. Ob es zu einer neuen Finanzkrise kommt, wird man dann sehen.

Unabhängig davon gehe ich langfristig von steigenden Kursen der beiden Kryptowährungen aus – auch ohne Crash*. Aber das ist eher meine „Prognose“. Oder eher Wunschdenken? Egal, no Risk no Fun.

3. Wie in Bitcoin und Ethereum investieren?

Hast du für dich die Entscheidung getroffen, in Kryptowährungen* zu investieren, dann gibt es hierzu mehrere Möglichkeiten der direkten oder indirekten Anlage. Je nach Vorgehensweise dauert es länger oder kürzer, bis du in deine gewählte Währung investiert bist. Aber kommen wir mal zu den grundsätzlichen Möglichkeiten:

3.1 Direkter Kauf von Bitcoin bzw. Ethereum

Ähnlich wie bei Aktien ist dies natürlich die naheliegendste Vorgehensweise: Du eröffnest eine eigene Wallet und kaufst dir im Anschluss an einer Krypto-Börse gegen Euro oder Dollar deine Bitcoins. Beziehungsweise eher Bruchteile davon, da ein Bitcoin beim Verfassen dieses Artikels bei einem Kurs von 6815 Euro steht (07.12.2019).

Die gekauften Coins transferierst du einfach auf dein persönliches Wallet (am besten NICHT bei der Börse wo du sie gekauft hast) und fertig. Hier fallen natürlich auch Spesen an, wie zum Beispiel die Netzwerk-Fee bei Bitcoin bzw. den Transaktionsgebühren der Krypto-Börse. Geeignete, seriöse und sichere Börsen findest du ebenfalls mithilfe des Internets. An dieser Stelle ist besondere Sorgfalt wichtig, also nicht nur nach den Kosten schauen, sondern auch nach der Seriösität und Existenz am Markt.

3.2 CFDs auf Bitcoin

Wie auf Aktien oder Indices (DAX, S&P 500 etc.) gibt es auch CFD auf Bitcoin bzw. Ethereum. Was genau CFD sind, kannst du bei Bedarf hier nachlesen. Wie und warum ich CFD nutze, besonders in wilden Börsenzeiten kannst du in diesem Artikel nochmals nachlesen. Kryptowährungen handele ich hingegen nicht mit CFD, aus mehreren Gründen: CFD sind immer Spekulationen auf Kredit.

Kryptowährungen sind für ihre Kurssprünge bekannt. Starke Kurssprünge können dich bei einem gehebelten Produkt wie einem CFD extrem reich oder aber extrem arm machen. Daher: Danke, nein danke.

3.3 Bitcoin Zertifikate bzw. Ethereum

Ebenfalls wie bei Aktien gibt es inzwischen auch sogenannte Partizipationszertifikate auf Bitcoin und Ethereum. Manche sprechen auch von 1:1 Zertifikaten. Steigt der Bitcoin z.B. um 5%, dann steigt auch das Partizipationszertifikat um ungefähr diesen Wert. Diese Zertifikate sind recht neu am Markt (auf Bitcoin seit 2017, auf Ethereum seit 2019) und werden bislang nur von wenigen Banken angeboten.

Ich selbst nutze aktuell die beiden nachfolgend genannten Zertifikate von Vontobel², dazu aber weiter unten mehr:

  • Index-Zertifikat auf Bitcoin, Open End (WKN: VL3TBC)
  • Index-Zertifikat auf Ethereum, Open End (WKN: VF0ETH)

²Transparenzhinweis: Es besteht keine geschäftliche Beziehung zwischen dem Herausgeber des Zertifikates und mir. Ich mache keine bezahlte Werbung für die genannten Zertifikate oder profitiere in sonstiger Weise von der Erwähnung. Ich halte beide Zertifikate aktuell selbst.

4. Bitcoin Zertifikate – Perfektes Investmentvehikel?

Die Partizipationszertifikate, nachfolgend einfach Bitcoin Zertifikate, genannt, haben in meinen Augen Vor- und Nachteile. Auch hier gilt, dass Bitcoin Zertifikate ähnlich riskant und spekulativ sind, wie eine direkte Investition in Bitcoin bzw. Ethereum.

Bitcoin Zertifikate haben aber einen unschätzbaren Vorteil: Ich kann mein bisheriges Wertpapier-Depot behalten und diese Zertifikate einfach hineinkaufen und schon habe ich einen Fuß in der Welt der Kryptowährungen.

Aber kommen wir nun zu den Vor- und Nachteilen im Detail:

5. Nachteile von Bitcoin Zertifikaten

  • Steuernachteil: Zertifikate fallen bei Kauf bzw. Verkauf regulär unter die Abgeltungssteuer von knapp 26 Prozent. Eben wie ETF oder Aktien auch. Nach Überschreiten des Freibetrags von 801 Euro (Ledige), fällt also immer diese Steuer auf deine Gewinne an. Anders bei einer Direktinvestition in Bitcoin und deren Verkauf: Dies sind steuerlich betrachtet „private Veräußerungsgeschäfte„. Hier gibt es einen Freibetrag von 600 Euro pro Jahr, worunter z.B. auch Verkäufe von Waren auf Ebay fallen. Alle Einnahmen über diesem Betrag müssen mit dem persönlichen Einkommenssteuersatz versteuert werden. Dieser dürfte in aller Regel höher sein, als die 26 Prozent Abgeltungssteuer. ABER: Wenn du deine Bitcoin mehr als ein Jahr hältst, ist der komplette Erlös steuerfrei. Hier wird Bitcoin also wie physisches Gold behandelt, ein unschätzbarer Vorteil der Direktinvestition.
  • Emittentenrisiko: Zertifikate unterliegen immer dem Risiko, dass die herausgebende Bank Pleite gehen könnte. Dies kann dann zu erheblichen Verlusten bis zum Totalverlust bei dir führen. Gerade wenn der Crash in aller Munde ist, ein vielleicht nicht zu unterschätzendes Risiko. Also immer eine stabile und gesunde Bank als Emittentin wählen

Crash von Bitcoin, Folge Totalverlust

  • Kündigung des Zertifikates durch den Emittenten: Im Wertpapierprospekt des Zertifikates findest du oftmals Klauseln, dass die Bank das Zertifikat bei unvorhergesehenen Ereignissen unter Einhaltung einer Frist kündigen darf. Jetzt sind deine Bitcoin Zertifikate gerade stark im Minus und die Bank kündigt sie dir auf in 3 Monate beispielsweise. Obwohl die Zertifikate keinen Fälligkeitstermin haben (Open End-Zertifikate), kann es so dann trotzdem zu einem Fälligkeitstag kommen.
  • Bitcoin crasht und verschwindet vom Markt: Keine Frage – stirbt der Basiswert (Bitcoin) eines Zertifikates, hat auch das Zertifikat keinen Wert mehr und du erleidest einen Totalverlust. Zugegeben: Das trifft dich dann bei einer Direktinvestition genauso.
  • Laufende Kosten: Umsonst ist nur der Tod. Natürlich will auch der Emittent eines Bitcoin Zertifikats seinen Teil vom Kuchen. Bei meinen Open End-Zertifikaten sind das laufende Kosten von 1,5 % pro Jahr, die an meiner Rendite nagen. Kann man aber verschmerzen in der Regel.

6. Vorteile von Bitcoin Zertifikaten

  • Schnell und liquide handelbar: Dadurch dass die Transaktion über das reguläre Wertpapier-Depot erfolgt, kann man in Sekundenschnelle rein in den Markt und wieder raus. Bei Direktinvestments in Kryptowährungen ist dies in der Regel ein längerfristigeres Prozedere bis das eigene Geld wieder tatsächlich auf dem Konto ist
  • Einfache steuerliche Handhabung durch Abgeltungssteuer über deinen Broker (aber: steuerlicher Nachteil siehe oben)
  • Kein Risiko von Hackerangriffen, Diebstahls deiner Wallet oder unseriöser Bitcoin-Börsen bzw. deren Pleiten
  • Partizipation von nahezu 1:1 des zugrundeliegenden Basiswerts (Bitcoin/Ethereum)

Fazit: Bitcoin und Ethereum? Ja bitte, aber…

Wie habe ich mich also entschieden?

Ich habe kürzlich etwa 5 % meiner Depotgröße in Kryptowährungen investiert. Ich habe mich zum einen für ein langfristiges Direktinvestment in Bitcoin und Ethereum entschieden und zusätzlich noch in das jeweilige 1:1 Partizipationszertifikat, gegebenenfalls als eher kurzfristige Spekulation.

Wieso zusätzlich Zertifikate? Nunja mir ist bei Kryptowährungen wichtig, dass ich schnell in den Markt rein und wieder raus kann. Die Direktinvestitionen hingegen plane ich einige Jahre unangetastet laufen zu lassen.

Sollten Bitcoin und Ethereum sterben, stirbt auch mein komplettes eingesetztes Kapital, weshalb ich Niemandem empfehlen würde, einen großen Teil seines Vermögens in diese doch eher spekulativen und hochriskanten Anlagen zu investieren.

Immerhin weiß heute noch niemand, welche Währung sich durchsetzt und ob es überhaupt eine der Beiden ist.

Ein Fragezeichen bleibt bei mir aber bestehen: Der Bitcoin hat aktuell einen Kurs von 6815 Euro. Ein Zertifikat kostet entsprechend knapp 681,50 Euro. Planspiel: Würde der Bitcoin tatsächlich auf z.B. 100.000 Euro steigen, dann müsste ein Zertifikat entsprechend 10.000 Euro kosten. Für mich irgendwie schwer vorstellbar, von daher bin ich doch etwas skeptisch, was mit den Zertifikaten passiert, wenn die Kurse je durch die Decke gehen sollten.

In diesem Falle werde ich natürlich gerne in Form von Updates unter diesem Artikel nachberichten.

Was hältst du von spekulativen Investments wie Kryptowährungen oder P2P-Krediten?

2 Kommentare

  1. Habe 41 Stk. Bitcoin Index-Zertifikate zu einem
    Durchschnitt-Gesamtpreis von -724,12 €
    Was geschieht mit dem Wert der Zertifikate nach dem Halving?

    MfG
    Erika Oprea (geb. 1941)
    94377 Steinach b. Straubing

    >ERBITTE Ihr freundliche Antwort<
    bitte auch mit einer Kopie meines Kommentars

    1. Hallo Erika,

      Ich denke dass sich die Zertifikate so wie auch der Bitcoin entwickeln werden. Da es 1:1 Zertifikate sind, sollten sie auch 1:1 die Entwicklungen abbilden.

      Ob der bitcoin durch das Halving steigt, fällt oder konstant bleibt, kann seriös niemand voraussagen. In der Vergangenheit zumindest sorgte das Halving für deutlich höhere Kurse, allerdings erst mit der Zeit und nicht sofort.

      Warten wir es also mal ab. Ich denke zumindest dass die Chancen gut stehen, dass der Bitcoin steigt und dadurch auch die Zertifikate.

      LG

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert