Wenn’s richtig kracht – Ist Gold die Lösung?

Gold und Silber in der Krise? Überall liest man derzeit von einer nahenden nächsten Finanzkrise und einer Überhitzung der Finanzmärkte. „Jetzt muss es doch demnächst mal krachen“, liest man fast tagtäglich auf einschlägigen Wirtschaftsseiten (Quelle). Viele Indikatoren weisen scheinbar auf Ähnlichkeiten zur Situation aus dem Jahr 2007 hin (Quelle), kurz bevor es dann richtig laut gekracht hat und bekanntermaßen dabei sogar die Investmentbank Lehman-Brothers in die Insolvenz geriet.

Nun kannst du das ganze Gerede ignorieren, als übliches „Marktrauschen“ betrachten oder eben dein Depot entsprechend absichern. Das ist wie immer Typsache.

Inhaltsverzeichnis

Der erste Crash deiner Karriere?

Eines gibt es aber meiner Meinung nach zu berücksichtigen: Je nach deinem Alter hast du in deiner bisherigen Börsenkarriere womöglich noch keine einzige waschechte Krise* miterleben dürfen/müssen. Ich meine jetzt keine Einmonats-Einbrüche um 10-15 % Kursverluste im DAX, sondern monatelange bzw. jahrelange Baisse-Phasen.

Ich habe genau solch eine Phase zwischen 2007-2009 miterlebt. Nämlich als die Kurse des DAX von knapp 8000 Punkte (Juli 2007) auf 3666 Punkte (März 2009) eingebrochen sind. Wir sprechen hier von einem Verlust von über 50% (!), der sich über mehr als 2 Jahre hingezogen hat. Damals hätte ich so etwas nicht für möglich gehalten. Das Leben hat mich allerdings eines Besseren belehrt.

Vorsorge und Depotabsicherung kann also durchaus Sinn machen. Aber wie könnte man sein Depot absichern?

Investieren in Gold

Um das eigene Depot abzusichern, gibt es viele Möglichkeiten in der bunten Finanzwelt. Von Short-Produkten, speziellen Absicherungsfonds bzw. -ETFs über Bitcoins (höhö) bis hin zu Gold. Auf sehr kurzfristiger Ebene benutze ich durchaus mal vereinzelt Derivate zur Absicherung. Da landet dann zum Beispiel mal ein Index-Short-Zertifikat auf den DAX in meinem Depot. Aber durch die hohen laufenden Kosten und die tagtägliche Bewertung wie gesagt nur sehr kurzfristig.

Langfristig habe ich mich für eine Absicherung mit Gold entschieden. Natürlich wirft Gold keinerlei laufende Rendite ab, weshalb ich es eher als Spekulation betrachte und nicht als Investition. Dennoch könnten bei einem stark gestiegenen Goldpreis ganz nette (Kurs-)Gewinne drin sein. Sprich: Ist das Depot tiefrot, dann könnte zumindest die Gold-Position zum gleichen Zeitpunkt gut im Gewinn sein.

Zwar ist die Kohärenz zwischen Aktienkursen und dem Goldkurs nicht mehr so offensichtlich und gesetzmäßig wie früher (Aktienmärkte fallen –> Gold steigt), dennoch gehe ich davon aus, dass in einer Krise der Sicherheitssinn der Menschen zu einer Wertsteigerung des Edelmetalls führen wird. Immerhin funktioniert Gold schon seit tausenden von Jahren und gilt als sicherer Hafen in Krisenzeiten.

Wie kann ich in Gold investieren?

Nun hat der geneigte Anleger im Jahre 2018 wie so oft die Qual der Wahl. Zu mannigfaltig sind inzwischen die Möglichkeiten einer Absicherung mit dem gelben Rohstoff. Nachfolgend schildere ich dir mal einige Möglichkeiten, wie du in Gold investieren kannst.

Physisches Gold kaufen

Klar, du kannst dir bei einschlägigen Händlern Goldbarren* oder Goldmünzen* (z.B. Krügerrand) kaufen. Du bekommst also Gold geliefert und bist für alles andere selbst verantwortlich. Beim Kauf zahlst du einen kleinen Aufschlag (Spread) auf den aktuellen Goldpreis. Klar, der Händler möchte ja auch was verdienen.

Die Vor- und Nachteile auf einen Blick:

  • + Gewinne aus Verkäufen sind nach 1 Jahr Spekulationsfrist steuerfrei
  • + unabhängig von Auslieferungen im Falle extremer Krisen (siehe ETCs mit Lieferanspruch)
  • + mittlerweile sehr unkomplizierter Kauf (siehe unten)
  • – Lagerkosten bzw. –aufwand
  • – Einbruch-Risiko
  • – ggf. höhere Versicherungskosten gegen Einbruch
  • – Spreads bei Goldkauf von den Anbietern

Anmerkung: In Zeiten des Internets ist es zum Glück einfacher denn je, sich als Privatperson Gold zu kaufen. Musste man früher noch den Weg über spezielle Händler gehen, so reichen heutzutage nur wenige Mausklicks für den Golderwerb, teilweise sogar ohne Transportkosten.

Aktuelle Angebote* zum Kauf von physischem Gold (Goldbarren):

Partizipationszertifikate (1:1-Zertifikate)

Eine weitere Möglichkeit ist, sich mittels Zertifikaten 1:1 am Goldpreis zu beteiligen. Entsprechende Zertifikate großer Banken gibt es schon länger auf dem Markt, manche gab es bereits schon vor 2007. Ob dies nun ein Qualitätsmerkmal darstellt und auf eine zukünftige Krisensicherheit schließen lässt, sei mal dahingestellt. Nichtsdestotrotz sind Zertifikate nichts anderes als Schuldverschreibungen des Emittenten. Geht der Emittent Pleite, droht der Totalverlust des eingesetzten Kapitals.

Vor- und Nachteile:

  • + geringe Kaufgebühren (Spreads), keine laufenden Kosten
  • + liquide handelbar, i.d.R. börsentäglich
  • + 1:1-Beteiligung am Goldpreis
  • – Wechselkursrisiko
  • – Emittenten-Risiko
  • – Abgeltungssteuerpflichtig wie bei anderen Wertpapieren

Differenzkontrakte (CFDs)

Über CFDs und ihre Risiken habe ich bereits an anderer Stelle verwiesen, nichtsdestotrotz können auch diese sich als Absicherungswerkzeug bewähren. Da der Goldpreis jedoch wesentlich weniger schwankt als der von Aktien, ist es durchaus nicht einfach, mit CFDs intraday einen nennenswerten Gewinn zu erzielen.

Für Gold würde ich daher CFDs nicht empfehlen. Ich persönlich habe Gold auch noch nie per CFDs* getradet und habe es auch nicht vor.

Vor- und Nachteile:

  • + Günstiger Handel
  • + ultraschnell und liquide handelbar
  • + Sehr transparente Preisgestaltung
  • – vollständig Abgeltungssteuerpflichtig
  • – Emittentenrisiko / Marketmaker (CFD-Plattform) als „Gegner“
  • – nur ultra-kurzfristig, da sonst recht teuer (Overnight-Gebühren)
  • – hochspekulativ mit Totalverlust-Risiko

Einzelaktien von Goldminenunternehmen

Es gibt zahlreiche global agierende Goldminen-Unternehmen, deren Aktien genauso handelbar sind wie die einer Coca Cola. Zu nennen wären z.B. Barrick Gold oder Newmont Mining. Selbstverständlich kannst du auch Aktien dieser Unternehmen als deinen „Gold-Anteil“ in dein Depot legen. Vorteil ist gleichzeitig ein Anspruch auf Dividenden-Zahlungen der Unternehmen, wodurch Gold dann wieder weniger Spekulation und mehr Investition ist.

Ich wage aber zu behaupten, dass im Falle eines globalen Aktiencrashs auch die Aktien der Goldminen-Unternehmen stark leiden werden – ungeachtet des Goldpreises. Immerhin bestehen Wechselwirkungen mit anderen Unternehmen, die ggf. als Kooperationspartner der Firmen ausfallen, was wiederum auf den Gewinn der Gold-Unternehmen schlägt. Ganz allein können solche Unternehmen nunmal auch nicht bestehen.

So zeigt sich beispielsweise im Chart der Barrick Gold-Aktie, dass während der Finanzkrise der Preis für 1 Aktie am 31.01.2008 von ca. 35 Euro auf 19 Euro bis Ende Oktober 2008 gefallen ist, was ebenfalls beinahe einem Kurssturz von 50 % entspricht. Es dauerte dann ebenfalls zwei Jahre, ehe sich die Kurse wieder erholten.

Vor- und Nachteile:

  • + keine laufenden Kosten
  • + direkte Unternehmensbeteiligung
  • + ggf. Dividenden-Zahlungen ungeachtet der Performance von Gold
  • – Kursrisiko analog Aktienmarkt
  • – geringe Diversifikation –> Totalverlust bei Pleite des ausgesuchten Unternehmens

Gold-ETFs

Nun besteht natürlich auch die Möglichkeit, sich in mehrere Goldminen-Unternehmen einzukaufen, um das Diversifikationsrisiko zu streuen. Hierzu dienen ganz gewöhnliche ETFs, die einen globalen Goldminen-Aktien-Index abbilden. Beispielsweise bietet der Anbieter Comstage einen derartigen ETF auf den NYSE Arca Gold BUGS – Index an (ETF091). Wie im Punkt Einzelaktien bist du also wieder zu 100% in Gold-Unternehmen investiert, aber nicht in den Goldpreis direkt. Sprich: Steigt der Goldpreis, werden die Unternehmen aber nicht lukrativer oder machen gar Unternehmensverluste, kann es sein, dass du trotz Goldpreis Verluste machst. Letztendlich das gleiche Dilemma wie bei Öl-Firmen und dem Ölpreis.

Nun könnte man ja auf die Idee kommen, einen ETF auf den Goldpreis, welcher quasi dann als Index fungiert, aufzulegen. Solche ETFs gibt es zwar, sind in Deutschland aber nicht zugelassen, weil die erforderlichen Diversifikationsrichtlinien (bei ETFs zu erkennen am Namenskürzel UCITS) nicht erfüllt werden.

Vor- und Nachteile:

  • + Index von großen Goldminen-Aktien (gesamter Aktienkorb)
  • + Fällt ein Unternehmen aus dem Index, kommt ein anderes rein; der Index an sich kann nicht „pleite“ gehen –> nahezu kein Totalverlustrisiko
  • + ggf. Beteiligung an Dividenden
  • – Kursrisiko der Unternehmen
  • – laufende ETF-Gebühren p.a. (bei Stagnation des Goldpreises somit Negativrendite)
  • – Abgeltungssteuer regulär

Gold-ETCs (physisch hinterlegt)

Kommen wir nun zu den Letzten im Bunde, den sogenannten ETCs (Exchange Traded Commodities = übersetzt in etwa Börsengehandelte Rohstoffe). Hierbei handelt es sich streng genommen auch wieder um Zertifikate (siehe oben), diesmal sind es aber besicherte Schuldverschreibungen. Bei Gold-ETCs hat der Anleger also Anspruch auf Auslieferung von physischem Gold.

Sprich: Der Anleger kauft einen Anteil von physischem Gold, welches durch den Emittenten gelagert und verwaltet wird. Hierfür zahlt der Anleger auch meistens eine Gebühr. Der Anleger kann jederzeit seine Rechte aus den gehaltenen ETCs ausüben und sich das Gold in physischer Form nach Hause liefern lassen. Dort ist er dann wieder vollständig selbst für sich und sein Gold verantwortlich.

Geht der Emittent pleite, so bleibt in der Theorie dennoch der Anspruch auf ein Stück Gold aus dem Tresor des Emittenten. Zu 100% verschwindet das Emittenten-Risiko also trotzdem nicht. Eine Übersicht über die 8 aktuell handelbaren Gold-ETCs findest du hier.

Vor- und Nachteile:

  • + physisch mit Gold besichert
  • + 1:1 am Goldpreis verdienen
  • + liquide handelbar wie ein Wertpapier
  • + nach 1 Jahr Haltedauer abgeltungssteuerfrei (Achtung: Aktuell nur XETRA-Gold)
  • – Wechselkursrisiko
  • – Emittenten-Risiko bleibt, jedoch in geringerem Ausmaß
  • – noch nicht krisenerprobt
  • – Teilweise Gebühren für Lagerung und laufende Kosten (TER)

Fazit

And the Winner is…in meinem Fall ein ETC auf Gold. Mir war wichtig, dass ich börsentäglich handeln kann, kein neues Depot eröffnen muss und mir keine Sorgen um physisches Gold im Tresor zuhause machen muss, während ich am Strand im Urlaub liege. Ich habe mir die verschiedenen ETCs angeschaut und mich letztendlich für EUWAX Gold 2 der Börse Stuttgart entschieden, unter anderem weil ich diesen ETC auch per Sparplan besparen kann.

Wieso habe ich mich für EUWAX entschieden?

Zu oben genannten Gründen kommen noch, dass keine laufenden Kosten anfallen. Für mich gerade in Punkto Investment in ein renditeschwaches Underlying wie Gold ein wichtiger Faktor. In den letzten Jahren konnte man mit Gold keinen Blumentopf gewinnen. Laufende Kosten hätten mir eventuell sogar einen realen Verlust beschert. Mag ich nich…

Wegen der Krisensicherheit bei Gold-ETCs bin ich zwiegespalten. Offen bleibt zum Beispiel die Frage, was mit meinen Zertifikaten (so nenne ich es jetzt einfach mal) passiert, wenn Gold mal verboten werden sollte? Wenn der Emittent tatsächlich Pleite geht (Rechtsstreitigkeiten und andere Unannehmlichkeiten etc.)

Oder wenn es Hart auf Hart kommt: Wer liefert mir denn mein Gold, wenn sämtliche Straßenzüge der Großstädte in Flammen stehen und sich die Zombies oder religiösen Fundamentalisten auf den Straßen breit gemacht haben? Eben. Unsicherheit bleibt und muss wohl auch hingenommen werden. Immerhin ist sie ein Teil des Lebens. Und die Wahrscheinlichkeit heutzutage Opfer eines Einbruches zu werden erscheint mir dann doch statistisch betrachtet höher, als die Zombie-Apokalypse*.

Und wer für physisches Gold* als DAS Nonplusultra plädiert: Probier mal von so einem Goldbarren im Extremfall satt zu werden. Als Wurfgeschoss eignet es sich im Verteidigungsfalle jedoch zweifelsohne 😉

Sicherst du dein Depot gegen Krisen ab? Wie gehst du dabei vor?

9 Kommentare

  1. Physisches Gold macht ggf. durchaus satt, wenn es in kleiner (Münz-) Stückelung als Zahlungsmittel dient.
    ETCs erscheinen mir zwar vom Rest noch am akzeptabelsten, sind aber auch wieder nur gedrucktes Papier, dessen wahre Krisen Resistenz sich erweisen muß. Als Zahlungsmittel im worst case ungeeignet.

    1. Hallo Sterntaler,

      Da gebe ich dir vollkommen Recht. Wenn alles zusammenbricht und marodierende Banden durch die Straßen ziehen, kann Gold als Zahlungsmittel wieder relevant werden. Nur: Ich bezweifle dass wir in solch eine Situation kommen.

      Daher bleibt Gold für mich nichts weiter als ein Spekulationsobjekt (da es keinen Cashflow generiert). Wenn ich sowieso nur spekulieren möchte, sind ETCs für mich daher die perfekte Wahl.

      Außerdem: Wenn alles vor die Hunde geht, wer garantiert mir, dass weiterhin ein gesellschaftlicher Konsens darüber besteht, dass Gold überhaupt einen „Wert“ hat?!

      Schwierig schwierig wenn es wirklich ganz krass kommt…

      LG

  2. Hi FinanzGuerilla,

    ab Februar 19 kann man auch den Euwax Gold II besparen (zumindest bei der Comdirect).
    Ich sehe hier den Vorteil, das man auch unter 100g physisch ausliefern lassen könnte (so man wollte) und lt. Euwax Website wird nach 1 Jahr Haltedauer keine Abgeltung fällig. 2 Vorteile ggü. dem Euwax Gold und vermutlich auch der Grund, wieso er aufgelegt wurde.
    Als Depotbeimischung finde ich die Gold ETC´s allemal interessant und wurde durch deinen Artikel erst darauf aufmerksam. Danke dafür 🙂

    Investierende Grüße

    1. Hi Boris!

      Danke für deinen Hinweis bezüglich EUWAX Gold 2. In der Tat ist es noch ein ganzes Stück interessanter als das normale erste EW-Gold.

      Leider gibt es das EW2 bei der Consorsbank immernoch nicht als Sparplan, was ich sehr schade finde.

      Comdirectler haben dann scheinbar wieder einen Vorteil mehr 😉

      Liebe Grüße

  3. Laut Prof. Heri von der Uni Basel ist Gold per se (leider) keine Absicherung. Gold sei gegenüber Aktien auf längere Zeit das deutlich schwächere Investment. So legen Aktien ca. 6-8% pro Jahr zu. Gold hingegen ca. 4%. Es gibt von Gold sehr schöne Videos auf fintool.ch.
    Wer wie ich trotzdem in Gold und Silber investieren möchte, dem empfehle ich die Einkaufsgemeinschaft für Sachwerte. Kauf zu Herstellerpreisen, Lagerung in der Schweiz. geringe Lagergebühren.
    Von Gold und Silber erwarte ich also weder eine Depotabsicherung noch ein Investmentschutz im Krisenfall. Und trotzdem sammle ich es…

    1. Naja eine Absicherung ist Gold schon, nur eben aufgrund des fehlenden abgeworfenen „Ertrags“ eigentlich kein richtiges Investment. Ein Investment wird es eigentlich nur über den steigenden Preis. Aber wenn man Pech hat, kann auch Gold über mehrere Jahre negativ performen.

      LG

  4. Moin,
    ich sehe Gold auch als Absicherung!
    Allerdings halte ich es ausschließlich physisch (als Wurfgeschoss).

    Etwas grundsätzlicher habe ich mich in einem Gastartikel über Gold ausgelassen:
    https://der-finanzfisch.de/gold-als-anlageklasse-mehr-schein-als-sein-oder-glanzende-aussichten/

    Wie ich es mit dem Gold handhabe, kann man hier nachlesen:
    https://www.freakyfinance.net/gold-im-vermoegensmix/

    Beste Grüße und auf dass wir die Wurfgeschosse niemals wirklich brauchen 🙂
    Vincent

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