Kommt jetzt der große Crash?

Droht uns ein gewaltiger Crash? Überall liest man derzeit von Inflation, Russland scharrt mit den Hufen, die Notenbanken könnten in wenigen Monaten die Zinsen erhöhen. Aktien würden wohl daraufhin einbrechen, Immobilien im Wert fallen. Parallel hierzu noch eine verunfallte „grüne Wende“ in Deutschland, die immer mehr zu einer „Greenflation“ zu werden droht. Gaspreise vervierfachen sich, die Versorgungssicherheit mit Strom steht zur Disposition und innenpolitisch wächst der Unmut über die Regierenden.

Immer mehr Menschen scheinen zudem, das gesamte politische System im Westen in Frage zu stellen. Seien es Reichsbürger, Corona-Leugner oder andere Gruppen. Sie spielen mit dem Feuer! Die Alternative zu unserer westlichen Demokratie möchte ich mir nicht vorstellen. Bislang gab es einfach noch nichts besseres, aber viel schlechteres.

Erstmals nehme ich den demokratischen Westen tatsächlich in einer Art Defensive gegen Autokraten, Kommunisten und Faschisten wahr. Die Gefahr einer neuen Blockbildung scheint real.

Insgesamt braut sich aktuell also ein ungesunder Cocktail in der Welt zusammen.

Doch wie sollte man als Anleger reagieren? Wie kann man überhaupt reagieren? Konkret: Wie reagiere ich?

Inhaltsverzeichnis

Kommt jetzt der große Crash an den Finanzmärkten?

Viele Crash-Gurus, Analysten und Lobbyisten verschiedenster Couleur reden ihn schon seit mehreren Jahren herbei: Den absoluten Crash im Finanzsystem, der zu einem gesellschaftlichen „Reset“ und zu einer Umgestaltung der globalen Machtverhältnisse führen wird. Nun, an diese Art Crash glaube ich in absehbarer Zukunft nicht. Dieser wäre sprichwörtlich viel zu teuer.

Eine heftige Korrektur in 2022 im Zuge steigender Zinsen halte ich aber für durchaus realistisch. Vielleicht erleben wir in diesen Tagen bereits die Vorboten. Weiß ich nicht und meine Glaskugel ist gerade im Urlaub auf den Malediven.

Wichtig ist aber, ob und wie du auf solch eine Krise reagieren kannst. Und ob es überhaupt Sinn macht, darauf zu reagieren.

Es kommt darauf an.

Nämlich darauf, wie du mit deinem Depot aufgestellt bist.

„Meme-Stocks“ und Tech-Spekulationen

Wenn du zum Beispiel ein Portfolio nur aus lauter Einzelaktien, vorzugsweise Tech-Werten, „Meme-Stocks“, Wasserstoff-, Cannabis- und Hochrisiko-Aktien hast, dann könntest du dir durchaus die einen oder anderen Sorgen machen. Schließlich dauert es Ewigkeiten, bis beispielsweise Kursverluste von 70-80 Prozent wieder aufgeholt werden. Um 70 Prozent Kursverlust aufzuholen, muss die entsprechende Aktie satte 233 Prozent steigen. Ambitioniert!

Bei angenommenen 10% Steigerung p.a. könnte dies also ganze 23 Jahre dauern. Und dann hast du noch keinen Cent „verdient“, sondern bist wieder am Anfang.

Oder eben die Kurse kommen nie wieder zurück, siehe Tech-Aktien des 2000er Crashs.

Zu viel Risiko und Tech könnte also bei steigenden Zinsen tatsächlich problematisch sein.

Sorgenfrei durch globale ETF

Anders sieht es aus, wenn du global und breit gestreut mit ETF oder meinetwegen auch mit Einzelaktien aufgestellt bist: Hier könnten dir die aktuellen und vielleicht noch kommenden Ereignisse sogar gut in die Karten spielen und zu einem enormen Wohlstand führen:

Wenn du nämlich die von mir empfohlenen Sparpläne stur weiterbedienst, dann kaufst du in den nächsten Wochen und Monaten unter Umständen zu Discount-Preisen nach. Dieser Cost-Avarage-Effekt sorgt dann für eine Absenkung deines Einstandspreises, sodass du immer schneller und immer stärker davon profitierst, wenn der Wind dreht und es wieder aufwärtsgeht.

Parallel schlägst du bei rein passiven Index-Investments (globaler ETF und sonst nichts) durch diese cleveren Nachkäufe sogar den zugrundeliegenden Index.

Vorausgesetzt natürlich, es geht wieder aufwärts.

Aber da Firmen wie Pepsi, Coca-Cola, Procter & Gamble, Henkel, BASF, Shell, Unilever, Walt Disney, Nestlé** usw. auch in wirtschaftlich schwierigeren Zeiten weiterhin Geld verdienen dürften, kann man solche Korrekturen in meinen Augen recht locker sehen. Eventuell ändern sich die „Anführer“ im ETF langfristig etwas, das war es dann aber auch schon.

Änderungen in meinem Portfolio (ETF und Einzelaktien)

Habe ich nun also im Hinblick auf 2022 irgendetwas in meinem Aktiendepot geändert?

Nein. Ich fahre weiter meine Core-Satellite-Strategie auf Sparplan-Basis. Kern sind weltweite ETF (Sparpläne, Perspektive 10 Jahre Plus), als Satelliten dann Einzelaktien und Zertifikate mit einer Perspektive von 1-10 Jahren. Hierunter findet sich auch die eine oder andere Spekulation wieder (z.B. Zertifikate auf Kryptowährungen, Gold und Silber zähle ich hierzu).

Value-Aktien stabilisieren derzeit mein Depot, während sie 2020/2021 vielleicht das Depot etwas ausgebremst haben im Vergleich zum Tech- bzw. Growth-Anteil im Depot.

Diese Strategie ziehe ich weiter durch, komme was wolle. Angst ist für mich ein schlechter Ratgeber. In der gesamten Menschheitsgeschichte war Angst wohl noch nie ein guter Ratgeber. Vorsicht hingegen schon, aber aus dem Motiv „Angst“ trifft man meist unvorteilhafte Entscheidungen. Übrigens auch aus „Gier“.

Gier konnte man vielleicht bei der einen oder anderen Kryptowährung 2021 sehen, die nun ebenfalls allesamt auf breiter Front (Stand 21.01.2022) eingebrochen sind und vielleicht noch weiter einbrechen. 40 Prozent Verlust beim Bitcoin in wenigen Wochen ist schon eine Hausnummer, egal wie hoch die Fallhöhe sein mag und die Korrektur vielleicht sogar insgesamt „gesund“ sein mag.

Aushalten muss man es, ich halte es aus.

Wie entwickeln sich Kryptowährungen 2022?

Für meine Kryptos gilt daher Ähnliches: Hier mache ich nichts bzw. nehme keine großen Änderungen vor. Weder verkaufe ich, noch kaufe ich derzeit nach. Für kurzfristige Trades nutze ich nach wie vor 1:1-Zertifikate auf Bitcoin, Ethereum und Cardano, während ich in meiner separaten Wallet langfristig (Zeithorizont: 5 Jahre) direkt in die Coins investiere.

Hier dann auch mit dem Schwerpunkt Bitcoin und Ethereum, aber auch etwas Ripple und Cardano.**

Der Kryptoanteil macht aktuell 7% meines Gesamtportfolios aus. Hier zähle ich aber nur die „physischen Coins“. Die Zertifikate zähle ich nicht explizit zu dem Kryptoanteil dazu, weil diese im Depot mitlaufen und dessen Performance mit beeinflussen. Nicht ganz konsequent, zugegeben. Würde ich diese Zertifikate dazu zählen, wäre der Kryptoanteil aktuell bei knapp 9% im Gesamtportfolio.

Einzige Änderung bei den Kryptowährungen: Meine Krypto-Börse bietet seit Kurzem auch die Möglichkeit von Sparplänen auf Bitcoin, Ethereum und Co. an. Diese nutze ich natürlich gerne. Bei solchen volatilen Assets macht er in meinen Augen umso mehr Sinn, vor allem in Abwärtszeiten. Also kaufe ich monatlich gerade zu geringen Summen Kryptos nach. Automatisiert und stressfrei.

Da bei Kryptos aber immer die Gefahr besteht, dass sie auf „Null“ fallen, werde ich das natürlich genau im Auge behalten, sodass ich schlechtem Geld nicht gutes Geld hinterherwerfe und am Ende ein Totalverlust steht.

Aktuell sehe ich aber kein Ende für den Bitcoin nahen, auch wenn China und Russland das Mining und Nutzen von manchen Kryptowährungen verbieten wollen bzw. schon verboten haben.

Wie gesagt, entweder in 5 Jahren oder wenn der Bitcoin 1 Mio. erreichen sollte (höhö), werde ich neu bewerten und die Gewinne steuerfrei realisieren – falls es bis dahin noch steuerfrei möglich ist.

Gold und Silber: Mittel gegen den Crash?

Sollte ein Crash kommen, bin ich auch in Gold und Silber investiert (Siehe Artikel hier und hier). Hierzu nutze ich bekanntlich physisch besicherte ETC. Barren und Münzen meide ich bislang. Ich habe keine Lust sie zu lagern und enorme Aufgelder beim Erwerb bzw. Verkauf zu zahlen. Die Gefahr, dass wir irgendwann wieder in unseren Lehmhütten mit Goldmünzen bezahlen werden, sehe ich im Gegenzug zu so manchem „Prepper“ und Schwurbler aktuell nicht.

Dass sich Silber aber perspektivisch (1-3 Jahre) vervielfachen könnte, erachte ich als durchaus realistisch. Gut wenn man rechtzeitig einen Fuß in der Türe hat.

Eher sehe ich die Möglichkeit, dass global vielleicht langfristig staatliche Kryptowährungen herausgebracht werden, die mit einem Basiswert (z.B. Gold oder einem ganzen Edelmetallkorb) hinterlegt sind. Thomas Mayer hat hierzu in meinen Augen ganz gute Ideen.

Und sollte ein richtiger existenzieller Crash kommen und eine Alternative zum inflationären „Fiat-Geld“ benötigt werden, könnte eine solche Währung auf Blockchain-Architektur und mit globalen Rohstoffen besichert, vielleicht eine (wenn auch utopische) Lösungsmöglichkeit sein.

Fazit: Was droht uns also? Crash oder…?

Kommt der Crash also in den nächsten Wochen und Monaten? Vielleicht sind wir auch schon mittendrin, ohne es wahrzunehmen.

Vielleicht sind das bislang nur die Vorboten und der Einbruch beginnt erst dann richtig, wenn die FED und die EZB infolge der Inflation die Zinsen tatsächlich anheben. Dann sollte es Ende 2022 richtig krachen. Oder eben auch nicht.

Nun, im Prinzip ist mir das als Buy-and-Hold-Investor tatsächlich relativ egal. Natürlich tun die Tech- und China-Verluste weh. Natürlich schmerzen auch die Krypto-Verluste. Aber ganz ehrlich: Langfristiges Investieren, so wie ich es betreibe, beinhaltet zwangsläufig auch solche Phasen und sogar noch viel schlimmere.

Wichtig ist und bleibt nach wie vor, dass du nur das Geld investierst, welches du nicht zwingend zum Leben brauchst und du auch nicht wegen der neuen hohen Stromrechnung dein Wertpapier-Depot schlachten musst.

Wenn du dann stur wie ein Esel deine Sparpläne weiter bedienen kannst, wirst du in 5 Jahren womöglich auf das Jahr 2022 als das Startjahr einer großen Erfolgsgeschichte zurückblicken. Wer weiß.

Vielleicht ist es ja auch tatsächlich die größte Chance unserer Generation wie Marc Friedrich in seinem Buch behauptet?

** Transparenzhinweis: Die im Artikel enthaltenen Einzeltitel und Assets stellen keine Kaufempfehlung oder gar Beratung dar. Teilweise halte ich die oben bezeichneten Einzelaktien auch selbst im Depot. Es bestehen keinerlei Kooperationen mit den einzelnen Firmen oder sonstigen im Artikel erwähnten oder zitierten Quellen.

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