Beziehungsunfähigkeit: Krankheit der Neuzeit?

Heute möchte ich mal über ein Thema schreiben, das etwas „offtopic“ ist und wenn überhaupt, dann nur am Rande mit Finanzen zu tun hat. Und zwar geht es um das Thema Beziehungsunfähigkeit und wieso ich das für ein gesellschaftlich sehr relevantes Thema halte. In meinen Augen entwickelt sich gerade in westlichen (über andere kann ich nicht urteilen) Gesellschaften ein Trend hin zu gestörten Paarbeziehungen und immer mehr Unzufriedenheit. Das hat in meinen Augen unterschiedliche Gründe. Auf diese will ich im Laufe des Artikels eingehen, genau wie ich gerne Lösungen aufzeigen möchte für das Problem. Falls ich nicht der einzige sein sollte, der das „Problem“ als solches sieht.

Inhaltsverzeichnis

Warnung: Heute wird es unangenehm!

Aber eine kleine Warnung vorweg. Der Artikel wird unangenehm! Und auch ein klarstellender Hinweis: Ich schreibe heute über die klassische heterosexuelle Paarbeziehung zwischen Mann und Frau! Ob lesbische oder schwule Paare meine Gedankengänge nachvollziehen können, weiß ich nicht. Gerne würde ich einen gleichen Artikel aus deren Perspektive über deren Beziehungen lesen. Ich kann nur über Frau/Mann schreiben.

Der Beitrag heute soll neutral sein. Ich beziehe daher keine Partei für die männliche oder weibliche Seite. Ich bin selbst männlich und traue mir aber dennoch zu, auch die weibliche Perspektive bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen zu können. Schauen wir mal ob ich diesem Anspruch gerecht werde.

Außerdem berichte ich hier nur über meine eigenen, rein subjektiv empfundenen, Wahrnehmungen. Ich sage hier nicht, „so und so ist es“. Aber ich nehme es nun mal gesellschaftlich so wahr und dir, lieber Leser, geht es womöglich auch so.

Zudem schreibe ich hier nicht über meine eigene Beziehung oder meine vor über 10 Jahren gescheiterte erste Ehe (ja ich habe es schon einmal hinter mir ;-)), sondern über aktuelle Feststellungen und Beobachtungen im erweiterten Bekannten- und Freundeskreis. Dies sind meist Personen zwischen Ende 20 und Anfang 40. Jeweils auch mit Ausreißern in beide Richtungen.

Beziehungen – Heutzutage ein heikles Thema

Ich bin der Meinung, dass es heutzutage zwischen Mann und Frau einfach nicht mehr „flutscht“, wie es vielleicht noch in den 90ern oder frühen 2000ern der Fall war. Geschweige denn in früheren Generationen. Wie gesagt, die Gründe hierfür sind mannigfaltig (Emanzipation der Frau; in der Realität nicht funktionierende „neue“ Rollenverteilungen; Smartphones/Social Media; YOLO-Zeitgeist, etc.).

Ich habe den Eindruck, dass das Kennenlernen heutzutage wesentlich verkrampfter abläuft. Gerade das Thema Ansprechen des anderen Geschlechts ist heute mehr als heikel. Zumindest aus männlicher Perspektive. Ich wüsste nicht, wie schnell ich mich heutzutage wohl am Rande der sexuellen Belästigung bewegen würde, nur weil ich vielleicht einer attraktiven Dame gegenüber mein Wohlwollen signalisieren würde. Heute heißt es dann leider oft: „Du sexualisierst die Frau“. Du machst sie zum „reinen Objekt deiner Lust“ etc. Einfach nur verkrampft!

In den USA müssen zum Beispiel schon an manchen Unis in Kalifornien wohl vor dem ersten Sex schon Einwilligungserklärungen von der Frau unterschrieben werden, nur um jeglichen Verdacht auf Vergewaltigung auszuräumen. In Deutschland hingegen haben die Jugendlichen wohl inzwischen auch immer später ihr erstes Mal.

Zwar glaube ich nicht, dass die beiden Dinge zusammenhängen. Sie signalisieren mir jedoch einen gewissen Zeitgeist, der das Problem Beziehungsunfähigkeit zumindest verschärfen könnte. Man geht mit dem Thema nicht mehr locker um, sondern technisch, verkopft und mit einer Absicherungsmentalität. Langweiliger geht’s nicht!

Kein Wunder dass heutzutage oft die „feige“ Kontaktaufnahme über Social Media oder das Internet genutzt wird. Schlägt man über die Stränge? Wird man halt geblockt. Keyboard-Traumtypen, echte Gentlemen, selbstbewusste Supermänner? Abgerechnet wird am Ende im Real Life.

Leider gehen aus den wenigsten virtuellen Bekanntschaften tragfähige, langfristige Beziehungen hervor. So manche „Dauer-Tinderer“ oder gar zahlende Kunden von Online-Partnerbörsen können ein jahrelanges und trauriges Lied davon singen. Der Frust steigt, die Beziehungsunfähigkeit ebenso. Mit der Zeit kann sie dann sogar in eine regelrechte Beziehungsunwilligkeit umschlagen.

Beziehungsunfähige Generation?

So kompliziert wie der Start einer Paarbeziehung dann auch sein mag, so unverbindlich bleibt sie heutzutage wohl auch oft. Social Media machts möglich! Da schreibt SIE mit ihrem Arbeitskollegen oder ER mit seiner Praktikantin und der Partner/Partnerin zuhause hat keine Ahnung davon. Man möchte sich ja „alle Optionen offen“ halten und sich nicht sein Leben diktieren oder einschränken lassen.

Auch nicht vom eigenen Partner. Dass es so aber dann auch nie mit einer langfristigen Beziehung mit Familie/Kindern funktioniert, sollte auch klar sein.

Was ist also los mit der heutigen Generation? Ist überhaupt die Generation „schuld“? Sind Smartphones und Social Media „schuld“ an scheiternden Beziehungen und der steigenden Anzahl von Single-Haushalten? Sind es wie so oft die Medien? Oder ist es vielleicht umgekehrt: Heute sagt man eben selbstbewusster auch mal „nein“ bzw. „next“ wenn es in der Beziehung nicht mehr läuft? Sind die Ansprüche insgesamt gestiegen? Tappen wir in Social-Media Marketing-Fallen, die uns immer das perfekte Leben mit perfektem Partner vorgaukeln?

Ganz ehrlich: Vermutlich ist es eine Gemengelage von allem ein bisschen. Aber schauen wir uns mal eine klischeeartige toxische Beziehung mit bösem Ende einmal an.

Trigger-Warnung! Ab hier wird es unangenehm und polarisierend. Womöglich entdeckst du in deiner eigenen Beziehung Elemente dieser stark verallgemeinerten Beziehungsphasen. Mach dich nicht verrückt, ein bisschen davon ist ganz normal. Wenn aber bei dir alle Phasen zutreffen, ist vielleicht Vorsicht angesagt.

Die Phasen der „perfekten“ toxischen Beziehung

Nun möchte ich wie eingangs erwähnt mal schildern, wie ich viele aktuelle Beziehungen sehe und welche Phasen sie durchlaufen. Da viele Beziehungen mit Scheidung und Rosenkrieg um die Kinder enden, bezeichne ich das folgende Beispiel daher als „toxisch“, da sowohl Mann als auch Frau schwer beschädigt aus solch einer Beziehung hervorgehen können. Von den Kindern ganz zu schweigen.

Die Phasen sind stark vereinfacht und in Stichpunkten, jeweils aus der männlichen und weiblichen Perspektive. Zudem beinhalten sie evolutionsbiologische Punkte der Geschlechter:

Phase 1: Das Kennenlernen

Er: Typisches Alpha-Männchen; Selbstbewusst, charmant, etwas frech; hat viele Interessen, Hobbies und Leidenschaften; achtet auf seinen Körper und treibt Sport; hat Träume von einem spannenden und erfüllten Leben mit gewissem Nervenkitzel; Einklang von Karriere und Privatleben; Kinderwunsch und Verlangen nach einer Partnerin, die so tickt wie er; lernt SIE unkonventionell und ebenfalls selbstbewusst persönlich kennen; beide verlieben sich ineinander und haben tollen Sex, mehrfach am Tag.

Sie: Schule beendet; Träume von der großen Welt und vielen Reisen; möchte ein spannendes Leben mit einem tollen Mann, der ihr Geborgenheit schenkt und sie auf Händen trägt; sucht einen starken Partner, der sie beschützen kann; sie übt ihre Hobbies aus und interagiert viel mit Anderen in ihrem „Social Circle“; Karriere hat einen gewissen Schwerpunkt; dann lernt sie IHN kennen. Einen charmanten und selbstbewussten Kerl. Beide verlieben sich ineinander und haben tollen Sex, mehrfach am Tag.

Phase 2: Das Nestbauen

Unser Paar hat nun schon ein paar Lenze auf dem Buckel (mindestens 1 Jahr) und möchte zusammen sesshaft werden. Die Beziehung läuft gut, jedoch nimmt der Sex ab dem ersten Jahr nach dem Kennenlernen an Qualität und Häufigkeit ab (ca. 2 x pro Woche).

Er: Voll im Job und der Karriere; die Träume von damals sind der Realität des Brötchenverdienens gewichen; man reist zusammen viel und erlebt tolle Urlaube, man ist ja noch jung; erste Zweifel am Selbstbild des „Alpha-Männchens“ seit dem Zusammenziehen in eine gemeinsame Wohnung; er sieht sich in einem „Hamsterrad“ gefangen; das Zusammenziehen hat im Großen und Ganzen dennoch funktioniert, man versteht sich nach wie vor toll. Sieht sich nun jeden Tag. Vor und nach der Arbeit.

Sie: Voll im Job und der Karriere; gemeinsame Pläne von Haus, Hof, Kindern und dem Familienhund. So wird es ja vorgelebt! Der Social Circle ging den gleichen Weg, also passt man sich an; die Beziehung läuft gut, man „liebt sich“ und hält zueinander. Dennoch stören inzwischen manchmal Kleinigkeiten an IHM…

Phase 3: Die Familiengründung

Er: Guter Verdienst und tolle Karriere in der Firma; Kinder kommen in das Leben des Paares; man kauft sich Dinge, die man nicht braucht; er entdeckt seine Leidenschaft fürs Grillen im Garten der gemeinsamen Immobilie; die Hobbies von früher werden nur noch sporadisch ausgeübt – na klar, keine Zeit!; er soll/muss Dinge tun, die er langweilig findet; der Freundeskreis schrumpft; das Grillen, Bier und das fortschreitende Alter ruinieren den einst so sorgfältig gepflegten Körper; SIE schimpft heute wieder wegen Nichtigkeiten; ER möchte Harmonie und geht nicht darauf ein; Sex gibt es nur noch alle paar Wochen. Auch nur wenn SIE keine Kopfschmerzen oder ihre Tage hat.

Sie: Der gute Verdienst ist dahin – Elternzeit! Sie liebt ihre Kinder, gibt ihnen aber dennoch unterschwellig die Schuld am Stillstand ihrer Karriere; der Partner nervt immer häufiger, obwohl er quasi kaum zuhause ist und Vollzeit arbeitet; Haushalt nervt! Als erfolgreiche Influencerin könnte man sich jemanden einstellen, der den unliebsamen Haushalt macht; die Kinder sind laut und schwierig, der Frust steigt; auf Sex hat SIE abends keine Lust und auch kaum noch Energie.

Phase 4: Die Kinder werden groß – Der Anfang vom Ende

Er: Der Frust über das Hamsterrad schlägt in Resignation um; er opfert sich und seine Träume „für die Familie“, arbeitet mindestens 9-10 Stunden täglich, weil sich das so gehört und die Rate für die Immobilie es erfordert; im Job kristallisiert sich heraus, dass auch ein goldenes Hamsterrad noch immer ein Hamsterrad ist; 20 Jahre im Job hat er noch vor sich; soll es das gewesen sein? Wo ist das Leben hin? Er möchte wieder „verrückter“ werden, alte Hobbies ausüben, neue entdecken; er will die Zeit zurückdrehen; Sex: Alle 2 Monate. Vielleicht.

Sie: Mittlerweile wieder halbtags im Job; doppelte Belastung, nichts Halbes und nichts Ganzes. Der Spagat zwischen Karriere und Familie belastet; Zack, heute wieder ein Anruf des Kindergartens/Schule, dass das Kind doch bitte vorzeitig abgeholt werden möge – Stress! „ER hat es gut, er muss sich mit so etwas nicht herumärgern“; wenn ER abends von der Arbeit bekommt, soll er erstmal die Kinder übernehmen, er hat heute ja „keinen Beitrag zum gemeinsamen Leben geleistet“; Aufkommende Rollenkonflikte. Sex? Mit so einem Faulenzer nicht.

Phase 5: Andere Wiesen sind grüner

Er: Ähnlich wie in Phase 4. Der Frust steigt, die Midlife-Crisis nagt; er hat etwas geändert und hat das Älterwerden der Kinder genutzt, wieder mehr Sport zu machen und Hobbies auszuüben; der Job verlangt ihm aber immernoch einen Großteil seiner Lebenszeit täglich ab; er lässt sich nach wie vor in eine passive Rolle drängen und sich von Gegebenheiten des Lebens seinen Weg diktieren. Resigniert, reaktiv; Abends nur passiv auf die Couch; Sex? Fast gar nicht mehr.

Sie: Hasst ihn dafür; früher war er ein selbstbewusster Rebell, jetzt ein (an sie?) angepasster Langweiler; auch SIE macht nun mehr Sport, da die Kinder mehr zum Selbstläufer wurden; sie treibt Sport, Pilates und Yoga; ihr Social Circle aus lauter getrennt lebenden oder Single-Freundinnen zeigt ihr wieder eine andere Welt voller Leichtigkeit, Parties, Freizeit und Alkohol; SIE blüht sozial auf, ist dann aber wieder gefrustet, sobald sie daheim ist; dass sie Sport macht und außer Haus gut drauf ist, hat auch ihr Arbeitskollege bemerkt; mit ihm schreibt sie nun eifrig auf Instagram/Whatsapp; die „Geschäftsreise“ verlagerte sich dann kurzerhand in das Schlafzimmer ihres Arbeitskollegen. Die „Geschäftsreisen“ nehmen komischerweise zu; Reiz des Verbotenen, Abenteuer!

Phase 6: Scheiden tut weh

Er: Bekommt irgendwann spitz, dass sie sich mit ihrem Arbeitskollegen amüsiert und stellt SIE zur Rede; SIE reagiert gereizt, aggressiv und beendet die Ehe; immerhin sei alles seine Schuld; seine Welt bricht zusammen, auch wenn das Gewohnte/Alltägliche längst auch für ihn keinen Reiz mehr hatte; da geht’s ums Prinzip, immerhin wurde ja ER verlassen (angekratztes Ego); er macht sich Sorgen um das zukünftige Verhältnis zu seinen Kindern; er kümmert sich um die Formalitäten der Scheidung, nachdem seine Versuche zur Rettung der Ehe an der Bereitschaft seiner Noch-Ehefrau scheiterten. Sex? Handbetrieb. Maximal. Wenn überhaupt noch Lust dazu.

Sie: Schlechtes Gewissen Fehlanzeige; ER ist ja selber Schuld, dass er zu einem Langweiler wurde; der Arbeitskollege hingegen ist „spannend“. Der Reiz des „Verbotenen“; Immerhin erlebt man mit ihm ja „quality time“ abseits der Arbeit; seine dreckigen Unterwäschen bleiben bei ihm zuhause und sind nicht ihr Problem; mit ihm ist alles so spannend, neu und aufregend; endlich wieder leben und als Frau Wertschätzung erfahren; sie kann es kaum noch erwarten, zu ihm zu ziehen.

Phase 7: Vollzogene Trennung

Er: Mittlerweile ein Jahr geschieden; er blüht so langsam wieder auf; übt seine alten Hobbies wieder aus, ist wieder selbstbewusst und bisschen Mistkerl; geht wieder mit seinen Jungs was trinken; sein Körper nimmt wieder sportlichere Konturen an; sieht seine Kinder alle 2 Wochen und zahlt Unterhalt an seine Ex-Frau, die den Unterhalt teils in Südsee-Reisen mit ihrem Neuen investiert; die gemeinsame Immobilie? Verkauft; alles in allem geht es ihm wieder gut; er macht konsequent „sein Ding“. Sex? Immer mal wieder mit wechselnder Besetzung und konsequenter Verhütung!

Sie: Hat für ihren Ex-Mann immernoch nur Verachtung übrig; Heiraten wird sie den Arbeitskollegen nicht, da sonst ihr Ex ja nicht mehr finanziell bluten müsse; sie ist bei ihm eingezogen; sie reisen viel und genießen das Leben; er akzeptiert die Kinder seines Vorgängers; bald sind die Kinder volljährig und verlassen das Haus; sie arbeitet Vollzeit; der Arbeitskollege fängt irgendwie langsam an zu nerven; immerhin sieht man sich nicht nur zuhause, sondern auch noch bei der Arbeit…

……to be continued!

Fazit zum geschiedenen Ehepaar:

So frei erfunden die oben genannte Geschichte auch war, so traurig ist, dass ich alle Elemente davon in vielen Beziehungen tatsächlich so im echten Leben mitbekommen habe. Letztendlich habe ich dort immer ein Muster erkannt, welches ich als Wurzel allen Übels bei Beziehungen bezeichnen würde:

Sie lernt IHN kennen als Jemand, der so ist, wie sie ihn gerne möchte (selbstbewusst, charmant, frech, kurz: Alpha-Männchen), um ihn dann mit der Zeit zu ändern in Jemanden, den sie nicht mehr möchte (Langweiler, Versorger-Typ, Couch-Potato).

Ich finde es gibt nichts wichtigeres für ein Paar, als sich dieses Muster bewusst zu machen. Seine Aufgabe ist hierbei, sich nicht ändern zu lassen, sondern lediglich positiv weiterzuentwickeln auf Grundlage der Charaktereigenschaften zur Anfangszeit, in die SIE sich schließlich auch verliebt hat.

Ihre Aufgabe wäre es, ihn von einer unvorteilhaften Änderung abzuhalten und ihn dazu zu ermuntern, eben nicht zu einem Langweiler zu werden. Davon würde unter dem Strich sie selbst auch ungleich mit profitieren. Vielleicht könnte sie hierbei auch das schablonenhafte Klischee eines angeblich gelungenen (angepassten) Lebens von der Stange abwerfen.

Wenn man sich diese Dynamik aber nicht bewusst macht, tappt unser frisch geschiedener Ex-Mann womöglich wieder in die gleiche Falle bei seinen Eskapaden. Genau wie SIE vielleicht wieder in die gleiche Falle tappt und durch Nörgelei und Schimpferei ihren neuen Arbeitskollegen ebenfalls zum Langweiler macht (im Fachjargon: Betaisierung). Was dazu führt, dass sie auch diesen wieder verlässt, um sich ein neues vermeintliches „Alpha-Männchen“ zu suchen.

Gerade auch bei Promis kann sich dieses Schema überraschend häufig wiederholen, ohne dass daraus gelernt wird.

Stirbt der Sex, stirbt die Beziehung

Was ich ebenfalls festgestellt habe:

Stirbt der Sex, dann stirbt auch die Beziehung

Neben dem oben genannten „Geheimnis“ einer glücklichen Beziehung ist auch der Punkt Sexualität enorm wichtig. Zwar kann man auch Beziehungen ohne Sex führen, jedoch hat das dann Charakteristika einer Zweck-WG. Wenn Kinder und/oder wirtschaftliche Abhängigkeiten (Ehe, gemeinsame Immobilie, Unterhalt etc.) dazu kommen, tut man definitiv gut daran, möglichst häufig und abwechslungsreich Sex miteinander zu haben.

Andernfalls beschleunigen sich so negative Beziehungsdynamiken noch zusätzlich. Mit genügend gutem Sex kriegt man vielleicht noch die Kurve.

Ist die Gesellschaft schuld an scheiternden Beziehungen?

In meinen Augen sind in gewisser Weise auch die modernen Rollenbilder der Gesellschaft schuld an der Misere bei Beziehungen und der Beziehungsunfähigkeit vieler. Wenn beide nur jeweils 50% der Arbeit nachgehen oder sich 50% der Familie widmen, dann gehen notgedrungen trotzdem jeweils 50% verloren. Will heißen: Ich bin skeptisch, dass das Konzept dauerhaft und für Jeden funktioniert. Es funktioniert zwar „irgendwie“, aber alleine die Entwicklungen bei Beziehungen / Ehen mit rekordhohen Scheidungsraten und Beziehungsunfähigkeiten sprechen dagegen.

Wäre dieses Model so über jeden Zweifel erhaben, dann dürften die Beziehungen / Ehen ja gerade eben nicht so häufig scheitern. Das Gegenteil scheint aber der Fall zu sein. Immerhin wurden im Jahr 2021 39,9% der Ehen geschieden (Quelle). Ich wage zu behaupten, dass hierunter auch sehr viele Ehen mit Aufgabenteilung und Teilzeit fallen.

Der Feminismus hat hier vielleicht ebenfalls einen negativen Beitrag dazu geleistet, dass es zwischen den Geschlechtern einfach nicht mehr so richtig rund zu laufen scheint. Gar nicht daran zu denken, wenn sich die Gesellschaft auch hier in zwei Lager polarisiert: In feministische „Beziehungsgegner“ oder das inzwischen männliche Pendant der MGTOW-Bewegung aus den USA. Dies steht für „Men Going Their Own Way„.

In deren Augen sollten sich Männer gänzlich fern halten von Frauen, da diese grundlegend toxisch seien und der Mann in der heutigen Zeit bei Scheidungen etc. nur verlieren könne. Daher solle man gar keine Ehe mit Frauen eingehen und sie allenfalls nur für den schnellen Spaß für Zwischendurch aufsuchen (Quelle).

Nun, ich denke so weit sollte es nicht kommen. Auch glaube ich, dass es auch wieder Annäherungsphasen geben wird, wenn grundlegende Streitpunkte vielleicht mal geklärt würden.

Welche Erfahrungen hast du bereits mit Beziehungsunfähigkeiten gemacht?

7 Kommentare

  1. dieser Beitrag ist nicht gut. Zum einen handelt es sich nicht um eine toxische Beziehung, dass ist etwas völlig anderes, zum anderen stimmt vieles nicht.
    Früher hielten nicht mehr Ehen, nur weil die Frau sich um Haus und Kindern kümmerte und dem Mann ein schönes zu Hause schuf. Die Frau war finanziell abhängig vom Mann und hätte gar keine Wahl, das hat sich heute zum Glück gebessert und man kann unglückliche Beziehungen beenden. Außerdem ist die Artikel so klischeehaft. Frau ist Schuld, der arme Mann muss sich für diese ändern…bullshit, wir leben in einer Zeit, in der beide Partner zu 100 % für die Familie und den Haushalt zuständig sei sollten. Findest du es richtig, dass der Mann nur arbeitet, die Frau kümmert sich um Haus und Hof und was, wenn dann der Mann eine neue Liebe findet, soll auch schon vorgekommen sein 😉 was bleibt ihr dann ?
    Verteufel Tinder nicht. Ich habe nach meiner Scheidung ( 23 Jahre Ehe, Haus, Hund, 2 Kinder) dort einen neuen Partner kennengelernt. Wir sind nun schon eine Weile zusammen. Anfangs war es nicht einfach, da jeder sein Päckchen des Lebens mit sich rumträgt und Verletzungen erlitten hat. Aber wir haben nicht aufgegeben und das ist meiner Meinung einer der Hauptgründe für Trennungen.
    Durch social Media wird uns vorgaukelt, dass alles perfekt sein muss. Ich suche mir einen Partner, der genau so sein muss, wie ich das möchte. Ist er es nicht oder wird die Beziehung mal schwieriger, gebe ich auf und suche weiter. Das ist eine Illusion, das funktioniert nicht. Es gibt nicht den perfekten Partner. Kompromisse gehören zu einer Partnerschaft, nicht jeder kann alle seine Wünsche und Bedürfnisse zu jeder Zeit durchsetzen.
    Weiterhin bin ich der Ansicht, dass es nahezu unmöglich ist, dass nur ein Partner fürs ganze Leben passt. Es heißt ja auch Lebensabschnittspartner…

    1. Hallo E.,

      Danke für deinen Kommentar.

      „dieser Beitrag ist nicht gut. Zum einen handelt es sich nicht um eine toxische Beziehung, dass ist etwas völlig anderes, zum anderen stimmt vieles nicht.“

      Stimmt deiner Meinung nach nicht oder kann einfach nicht sein, was nicht sein darf?! Was ist in deinen Augen eine toxische Beziehung?

      Ich verstehe darunter eine Beziehung, in der Einer/Eine nur nimmt und der/die Andere nur gibt. Während der Eine immer „stärker“ wird, wird der Andere immer „schwächer“ und fühlt sich irgendwann ausgelaugt und leer. Er wird über die Zeit vergiftet. Ich würde schon behaupten, dass diese Situation in vielen Ehen vorherrscht. Diese enden ebenfalls wie im Artikel beschrieben.

      Klar ist der Artikel klischeehaft und überspitzt. Daraus habe ich auch nie einen Hehl gemacht. Dennoch wiederhole ich es immer wieder aufs Neue: In meiner Lebensrealität (nenne es von mir aus neudeutsch „Blase“) zeichnet sich oft ein gewisses Muster ab. Und dieses liest sich – leider – oft genau wie in eben meinem klischeehaften Artikel.

      Das heißt natürlich nicht, dass man pauschalisieren darf und es in jedem Fall so sein muss. Aber wenn sich meine Lebensrealität, die Erfahrungen in meinem Umfeld, von Arbeitskollegen, im Freundeskreis, im erweiterter Bekanntenkreis und nicht zuletzt auch die Lebensrealität vieler Leser, die mir ähnliches wie im Artikel beschrieben berichten, dann muss es doch legitim sein, darüber auch zu schreiben. Offenbar stimmt hier einfach aktuell irgendetwas nicht.

      Ich gebe dir Recht, vermutlich sind die Zeiten des „Partners fürs Leben“ vielleicht ein für alle mal vorbei, who knows. Vielleicht war der Mensch auch noch nie für eine „dauerhafte Zweisamkeit“ gemacht, who knows. Darüber könnte ja mal gesellschaftlich offen diskutiert werden.

  2. Ein bisschen spät aber doch antworte ich jetzt nochmal.

    mir ist dein Artikel noch immer zu klischeehaft. sorry, hilft nix 😉

    Ich greif mal raus:
    „In meinen Augen sind in gewisser Weise auch die modernen Rollenbilder der Gesellschaft schuld an der Misere bei Beziehungen und der Beziehungsunfähigkeit vieler“

    „Unterhalt an seine Ex-Frau, die den Unterhalt teils in Südsee-Reisen mit ihrem Neuen investiert;“

    Da muss man vielleicht sagen: Viele können sich die regelmäßige Südseereise schon als Paar nicht leisten, wird nach der Scheidung trotz Unterhalt auch nicht besser – das Geld wird ja nicht mehr, nur anders verteilt, und zwei Haushalte müssen davon auch bezahlt werden.
    Und in dem Bild würde ja auch der Neue im Schnitt ebenfalls eine Ex und die entsprechenden Belastungen haben.

    Aber eigentlich will ich auf den Widerspruch raus: kein modernes Rollenbild UND nach einer Trennung nicht dafür finanziell gerade stehen passt nicht zusammen. Entweder – Oder!

    Ich bin übrigens wie schon gesagt der Meinung, dass nicht moderne Rollenbilder oder ähnliches die Scheidungsrate verursachen, sondern dass es jetzt (zum Glück!) einfach wesentlich einfacher ist eine Ehe oder Partnerschaft zu beenden, die schon lange nicht mehr in Ordnung ist. Früher ist man halt trotzdem zusammen geblieben, aber wofür?

    Ein anderer Punkt: ich hab teilweise das Gefühl, dass so einige eine Heirat mehr oder weniger nur als romantisches Bekenntnis zueinander sehen (was es definitiv auch ist!) und dabei aber völlig übersehen, dass eine Ehe auch ein beinharter wirtschaftlicher Vertrag ist (und zwar für beide Seiten).

    „Gerade deshalb verstehe ich nicht, wie man sich auch wirtschaftlich-finanziell heutzutage noch von einem Partner derartig abhängig macht. Egal ob Frau oder Mann.“

    Ich auch nicht. Und zwar gar nicht.

    Als ich schwanger war, hat mein LG (freundlich) vorgeschlagen, dass ich wenn ich will nicht mehr arbeiten gehen müsse – ja, ganz sicher, selten so gelacht. mach ich sicher nicht.

    Wir verdienen mittlerweile übrigens wieder in etwa gleich viel, was außerdem natürlich finanziell deutlich besser ist als ein altvorderes Alleinverdienermodell (und verheiratet samma übrigens noch immer nicht).

    Eine Freundin ist übrigens in die Hausfrauenfalle getappt. Früh Kinder bekommen und geheiratet, einvernehmlich hat sie die Ausbildung abgebrochen (wer macht sowas noch? Aber die beiden waren sich da einig), fatal: irgendwann wollte ER die Ehe und auch seinen Job (unabhängig von der Ehe) nicht mehr. Hat sein Leben komplett umgekrempelt. Sie kriegt jetzt nur Mindestunterhalt für die Kinder (und keinen für sie selbst) und arbeitet Vollzeit in einem Pflegeberuf (während ich deutlich mehr verdiene…)

    Ein anders Beispiel hab ich auch: ein Freund von mir hat trotz der Warnungen im Freundeskreis geheiratet, mit Müh und Not hat er sie offenbar zu einem Teilzeitjob bewegt, (Kind darf trotzdem er holen und bringen), sie hat sich offenbar wirklich ein Gattinnendasein vorgestellt. Oje.

    Ich kenne übrigens auch ein paar Ehen, die ganz gut funktionieren, ein Paar die einvernehmlich ein Modell mit Mann Vollzeit, sie Teilzeit leben, ein anderes mit 90% Jobs, ein weiteres mit zwei Vollzeitjobs, ein weiteres mit Vollzeit und Teilzeit gemischt (alle mit Kindern)

    Also bei weitem nix alles negativ.

    Ich muss aber auf jeden Fall betonen: gut, dass es heute die Möglichkeit einer Trennung gibt. Und auch die Möglichkeit einer Familie ohne Trauschein.

    LG Kopfpolster

  3. ziemlich viele Klischees auf einem Haufen.

    Was kenne ich so im Umfeld?

    Eine Ehe ist wegen der Schwangerschaft gescheitert – und zwar wegen der Schwangerschaft der Affaire. Ups!

    Eine andere Beziehung hat im Grunde nie so wirklich gepasst, er hat sie in einer Nacht und Nebel Aktion verlassen (was ehrlich gesagt besser für beide war)

    Eine Scheidung wegen Aggressivität.

    Eine Ehe mit klassischer Rollenverteilung ist nach vielen Jahren gescheitert (ohne Affairen), einer der beiden hat geglaubt auf nix Rücksicht nehmen zu müssen, der andere hat die Reißleine gezogen.

    Die guten alten Zeiten waren übrigens vielleicht auch nicht so gut. Alte Rollenverteilungen sind keine Garantie.

    Meine Großeltern haben teils gestritten wie blöd, eine Trennung wäre für beide besser gewesen. Aber eine Scheidung? Niemals, besser unglücklich zu zweit!

    Bei den anderen Großeltern war es deutlich besser, herzlich zugetan, auch wenn nicht alles perfekt war. Haben eine gute Verbindung gehabt (was Opa allerdings nicht an einen Seitensprung gehindert hat, was Oma zu dem Thema gemeint hat weiß ich aber nicht).

    Ein Elternpaar meiner Schwiegereltern: die haben die letzten Jahre obwohl gemeinsam wohnend nur noch schriftlich kommuniziert (muss man sich mal geben!). Trotzdem keine Scheidung.

    Vielleicht sollte man einfach akzeptieren, dass nicht jede Ehe funktionieren kann und wird. Und dass man das vielleicht nicht immer als Scheitern titulieren sollte. Besser ein Neuanfang als Krampf pur.

    1. Hallo kopfpolster,

      Krasse Beispiele die du da anführst. Ich bin mir übrigens bewusst, dass es (üble) Klischees sind. Nichtsdestotrotz treten sie halt gerade in letzter Zeit gehäuft auf. Andernfalls würde ich hier ja gar nicht darüber schreiben.

      Bei mir im Umfeld ist es aber quasi immer das Schema des Textes. Ohne Schuldzuweisung oder Bewertung, nur als Feststellung. Und nahezu immer kommt der Mann dabei nicht gut weg aufgrund des rechtlichen Rahmens „Ehe ohne Ehevertrag“, der nunmal in Deutschland Standard ist (Zugewinngemeinschaft).

      Über die Gründe des „Scheiterns“ kann man freilich nur mutmaßen und streiten.

      Dass man bei einer Ehe generell eine Trennung einkalkulieren sollte, da bin ich voll bei dir. Gerade deshalb verstehe ich nicht, wie man sich auch wirtschaftlich-finanziell heutzutage noch von einem Partner derartig abhängig macht. Egal ob Frau oder Mann.

      Danke dir für deinen sachlichen Beitrag ohne Hass.

      LG

  4. Du brauchst dringend eine Therapie… bisschen viel Andrew Tate gelesen vermute ich. Die bösen bösen Frauen sind an allem Schuld!1!1!
    Selten so einen Blödsinn gelesen.

    1. Danke für deinen Beitrag. Vor allem die sachliche Auseinandersetzung mit dem Inhalt begeistert mich zutiefst 🙂

      Also halten wir fest: Alles nur in meinem Kopf, ich brauche dringend eine Therapie und mein Bekanntenkreis mit seinen derzeitigen Erfahrungen allesamt ebenso. Genau wie die ganze Gesellschaft. Also ja, alles in Butter und es existiert kein Problem. Außer in meinem Kopf. Die Scheidungsquoten sind allesamt ebenfalls Illusion und Fake.

      Dann ist alles in Butter und ich liege mit meinen Beobachtungen (wie gesagt, es handelt sich nicht um meine Meinung!!!!) komplett daneben. Danke für die Richtigstellung.

      LG

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